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 LIW - Das neue Sammelsurium

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Roberta

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyDo Mai 04, 2023 6:28 pm

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"Es tut mir leid, Caroline", sagte er [Pa] ernst. "Ich hätte den Schwan nicht geschossen, wenn ich es gewusst hätte. Er ist eigentlich zu schön, um getötet zu werden. Aber ich erkannte nicht, dass es ein Schwan war, denn ich habe nie zuvor einen fliegen sehen."
"Daran lässt sich nun nichts mehr ändern", antwortete Ma. Sie alle betrachteten voller Mitleid den schönen schneeweißen Vogel, der nie wieder fliegen würde. "Komm", sagte Ma, "Ich werde die Federn ausrupfen und du häutest ihn. Wir werden die Haut mit den Daunen konservieren."
(LIW: An den Ufern des Silbersees, Kapitel 12: Schwingen über dem Silbersee)

Das schönste aller Weihnachtsgeschenke war für Grace bestimmt. Sie hatten alle zusammen im warmen Zimmer daran gearbeitet, denn Grace war noch zu klein, um es zu bemerken.
Vorsichtig hatte Ma die Schwanenhaut mit den Daunen aus ihrer Verpackung genommen und eine kleine Haube daraus zugeschnitten...
(An den Ufern des Silbersees, Kapitel 19: Heiligabend)


Leider war das schönste aller Weihnachtsgeschenke nur der literarischen Grace vorbehalten. In ihrem PG-Manuskript schildert LIW das Ereignis so:
Pa schoss einen Schwan, der sieben Fuß [2,13 m] von Flügelspitze zu Flügelspitze maß. Er häutete ihn vorsichtig, salzte die Haut ein und schickte sie an Onkel Tom zum Gerben, damit daraus ein Schwanendaunenmantel für sein Baby Helen gemacht werden konnte.

Pas Jagderfolg schaffte es sogar in die Presse. Heute vor 143 Jahren berichtete eine Zeitung in Yankton: C. P. Ingalls schoss letzte Woche einen großen weißen Schwan auf dem Silbersee. Er maß sechs Fuß und acht Zoll [2,02 m] von Flügelspitze zu Flügelspitze.


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Bei einem weißen Schwan denken die meisten vermutlich automatisch an einen Höckerschwan. Höckerschwäne, die halbzahm in vielen Parksanlagen leben, erkennt man leicht an ihrem orangenen Schnabel und der schwarzen Beule am Schnabelfirst, dem Höcker, den sie ihren Namen verdanken.
Mit dem Schwan, den Pa am Silbersee erlegte, haben die jedoch überhaupt nichts zu tun. Höckerschwäne wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts aus Europa in die USA eingeführt, um Teiche und Seen in den Großstädten zu verschönern. Als die Ingalls-Familie am Silbersee wohnte, gab in South Dakota keine wildlebenden Höckerschwäne, und auch heute noch sieht man sie dort in freier Wildbahn nur sehr selten.

Für Pas Schwan kommen nur zwei Kandidaten in Frage: der amerikanische Pfeifschwan (engl. Tundra swan) und der Trompeterschwan (engl. Trumpeter swan). Beide Schwanenarten sind Zugvögel, die in Kanada und Alaska brüten (der Trompeterschwan auch im Norden der USA) und im Winter in den Süden ziehen. Auf ihrer Reise machen sie auch in South Dakota Halt.

Pfeifschwäne und Trompeterschwäne sehen sich recht ähnlich: Beide haben ein weißes Gefieder, schwarze Füße und einen schwarzen Schnabel. Pfeifschwäne haben jedoch einen gelben Fleck am Schnabel und sind deutlich kleiner als Trompeterschwäne. Die Flügelspannweite wird mit durchschnittlich 1,68 m bis 2,11 m angegeben. Das passt zu dem, was Pa bei seinem Schwan gemessen hat.
Trompeterschwäne sind die größten Wasservögel Nordamerikas. Sie haben eine Flügelspannweite von durchschnittlich 1,85 m bis 2,50 m. Auch das passt zu den Maßen von Pas Schwan.

Ihre Größe wäre den Trompeterschwänen fast zum Verhängnis geworden.
In Pas großem grünen Buch, [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], konnten LIW und ihre Schwestern folgendes über Schwäne lesen:
Der Schwan wird oft wegen seiner Federn geschossen, die dem glücklichen Jägersmann viele Dollar einbringen.
Schwanendaunen galten nicht nur zu UKF-Zeiten als besonders kostbar. Mit dem weichen, weißen Untergefieder der großen Entenvögel, das übrigens wärmer hält als jeder Pelz, wurden gern Accessoires wie Fächer, Hauben und Muffs verziert, aber auch Kleidungsstücke wie Mäntel und Capes wurden mit einem Besatz oder Kragen veredelt. Wer zu den Superreichen gehörte, konnte sich sogar einen ganzen Mantel oder Umhang aus Schwanendaunen leisten.
Die ursprünglich riesigen Populationen der Trompeterschwäne wurden ihres Gefieders wegen so stark bejagt, dass die Vögel um 1900 als ausgestorben galten. In den 1930er Jahren stieß man jedoch in einer abgelegenen Gegend nahe des Yellowstone Nationalparks auf 69 Exemplare - die letzten ihrer Art. Dank aufwendiger Schutz- und Zuchtprogramme lebten 2010 schon wieder über 45.000 Trompeterschwäne in den USA und Kanada - Tendenz steigend.  
Und alles nur wegen der Mode... No

Schade, dass außer der Flügelspannweite nicht mehr über den Pas Schwan berichtet wurde. So bleibt offen, ob Pa nun einen großgewachsenen Pfeifschwan geschossen hat oder einen eher durchschnittlichen Trompeterschwan.
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Old Rein
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyFr Mai 05, 2023 5:04 pm

Schwaene sind in den USA selten.  Man sieht sie in Naturfilmen kaum.  In Wisconsin habe ich schon ein paarmal Schwaene von Weitem gesehen; die halten sich vom Menschen fern.  In Berlin im Tegeler See hatten wir die ja damals immer in Massen.  Aber wenn man hier mal einen Schwan sieht, dann macht man seine Gespraechspartner darauf auch aufmerksam.  Wegen der Entfernung habe ich mir bisher niemals die richtige Muehe gegeben, festzustellen, um welche Schwanart es sich handelt.  Da haette ich ein Fernglas fuer gebraucht.  Mickij waere fuer sowas die geeignete Fotografin.  Die hat Guckausdauer und die richtige Linse. Ich braeuchte dieses Jahr allerdings auch wieder ein neues Federbett. Werde also demnaechst bessere Ausschau halten.

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyFr Mai 05, 2023 5:47 pm

Für ein schönes Federbett muss doch aber kein Schwan sein Leben lassen.

Aus LIWs Pioneer Girl-Manuskript, direkt vor der Episode mit dem Schwan:
Pa ging seiner Jagd nach, und wir labten uns an Gänsen und Enten. Ma und ich sammelten alle Federn, und in diesem Herbst machten wir aus den besten davon ein großes Federbett und vier große Kissen. ... (Als ich heiratete, gab mir Ma zwei von diesen Kissen, und sie sind immernoch gut, so weich wie neu gekaufte.)

Wowww! Zwischen dem Winter am Silbersee (1879/80) und dem Schreiben des PG-Manuskripts (1930) lagen mal eben 50 Jahre. Bei uns hat - soweit ich mich erinnere - kein Kopfkissen so lange gehalten.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptySa Mai 06, 2023 5:33 pm

Ich muss diesem Schwanengesang noch etwas hinzufuegen.  

In den USA gibt es 4 Schwanenarten.  3 von denen haben schwarze Schnaebel; der Hoeckerschwan - mit orangenem Schnabel - stammt aus Europa und wird hier nicht gern gesehen.  Er hat zwar einen farblich huebscheren  Schnabel, aber er gilt als brutaler, herrschsuechtiger bzw. dominierender als die anderen Schwaene.  Er vertreibt die einheimischen, hat eine ausgepraegte Territorialitaet und gilt deswegen bei uns als invasiver Eindringling.

Die 3 Schwarzschnaebel koennen gut miteinander auskommen und kommunizieren.  Mit dem Hoeckerschwan koennen sie das nicht.  Der beansprucht nur und spricht nicht mit denen.  Darum heisst er hier auch nicht Hoeckerschwan, sondern Stummschwan (Mute Swan).

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mickij
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Mai 08, 2023 8:02 pm

Höckerschwäne sind bei uns allüberall und auch nicht sehr scheu.
Ich hab sie auch mal gefilmt:

Und in Skandinavien haben wir dann immer die Singschwäne gesehen.
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Beide sind nicht sehr schwer vor die Linse zu bekommen.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMi Mai 10, 2023 11:52 pm

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(Gerade noch) heute vor 133 Jahren berichtete eine Zeitung in De Smet:
Peirson und Cooley haben von Wilder und Ingalls deren Herde von zweihundertundzwanzig Schafen gekauft. Sie werden die Wolle abnehmen und die Schafe den Juni über verkaufen.

Bei der Firma Peirson und Cooley handelte es sich um John Peirson und Herbert Cooley, die gemeinsam einen Viehhandel und eine Fleischerei in der Calumet Avenue betrieben. Obwohl die Fleischerei nur drei Häuser vom Stadthaus der Ingalls' entfernt war, erwähnt LIW sie nicht in ihren Büchern. Dafür dürfte ihren Lesern aber der Mietstall von John Peirson am Rand der Stadt bekannt sein. Wenn Almanzo in Diese glücklichen goldenen Jahre Laura sonntags zu den gemeinsamen Kutschfahrten abholte, sah sie ihn meist schon von weitem bei Pearsons [sic!] Mietstall um die Ecke biegen.
Von Herbert Cooley weiß ich nur, dass er mit ziemlicher Sicherheit nicht mit den Cooleys verwandt war, die 1894 gemeinsam mit LIW, Almanzo und Rose auf der Suche nach einer neuen Heimat nach Missouri zogen.

Über die Geschäftspartner Almanzo Wilder und Peter Franklin Ingalls (Sohn von Pas Bruder Peter Riley und Mas Schwester Eliza Ann) und ihre gemeinsame Schafzucht berichtet LIW ausführlich in ihrem Buch Die ersten vier Jahre:
Eines Sonntags kam Cousin Peter, um Manly und Laura zu erzählen, dass [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] seine Schafe verkaufen wollte, einhundert reinrassige Shropshires. ... ... Und so wurde es entschieden. Falls Peter die Schafe für zweihundert Dollar bekommen könnte, würde Laura die Hälfte bezahlen. Es war Peters Aufgabe, für die Schafe zu sorgen und sie im Sommer auf dem Schulland zu hüten. Zusammen würden Peter und Manly das Heu einbringen, wobei Manly die Maschinen und Zugtiere stellen würde. Hinter der Scheune würden sie einen Stall für die Schafe bauen, der sich in einen Hof mit Drahtzaun öffnete. Peter würde bei ihnen wohnen und im Gegenzug bei den täglichen Arbeiten helfen.
(LIW, Die ersten vier Jahre, Kapitel 3: Das dritte Jahr)


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Almanzo hatte 1879 sowohl eine Siedlerstelle als auch eine Baumsiedlung nördlich von De Smet beantragt. Beide Parzellen lagen gut 1,5 km voneinander entfernt. Das Land dazwischen war das Schulland, auf dem die Schafe grasen sollten. Das Schulland war kein vorgesehener Standort für eine Schule, sondern diente der Finanzierung der Schulen im Gemeindebereich. Dafür wurden schon bei der Vermessung des staatlichen Landes, das zur Besiedelung nach dem Heimstättengestz vorgesehen war, zwei Sektionen reserviert, auf denen weder Siedlerstellen noch Baumsiedlungen beantragt werden durften. Das Land konnte jedoch gekauft oder gepachtet werden, wobei die Einnahmen in den Schulfonds flossen. Für die meisten Farmer lohnte es nicht, Schulland zu kaufen, denn die staatlich festgelegten Preise betrugen etwa das achtfache dessen, was man für das Vorkaufsrecht an einer Siedlerstelle bezahlte. Interessanter war es da schon, das Land als zusätzliche Weidefläche zu pachten, so wie Peter und Almanzo es taten.

Die Shropshire-Schafe, die Peter und Almanzo (mit finanzieller Unterstützung von Laura) kauften, waren Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA die beliebteste Rasse - und erleben derzeit eine regelrechte Renaisance. Die relativ kleinen Shropshire-Schafe sind sehr robust und können sich gut an unterschiedliche Klimabedingungen und Landschaften anpassen. Sie sind gute Fleischlieferanten und produzieren gleichzeitig eine besonders dichte Wolle. Außerdem sind Shropshire-Schafe sehr fruchtbar, d. h. viele Mutterschafe bringen Zwillinge zur Welt. Die Lämmer wachsen dank der guten Milchleistung der Muttertiere schnell zur Schlachtreife heran.
Ihren Namen verdankt sie Rasse der englischen Grafschaft Shropshire an der walisischen Grenze, wo die Schafe um 1840 erstmals gezüchtet wurden. Die ersten Shropshire-Schafe wurden 1855 in die USA importiert. Meist wurden sie als Nebenerwerbsquelle gehalten - genau wie bei Almanzo und Peter.

Im Buch berichtet LIW, dass sich die Investition in die Schafherde schon durch den Verkauf der Wolle nach der ersten Schur bezahlt gemacht hatte. Als Peter und Almanzo ihre Schafe 1890 an Mr. Peirson und Mr. Cooley verkauften, hatte sich die Zahl ihrer Tiere mehr als verdoppelt. Dank LIWs Schwester Grace wissen wir auch, wieviel sie dafür bekamen. Am 18. Mai notierte sie in ihrem Tagebuch: [Laura und Manly] und Peter verkauften ihre Herde von zweihundertzwanzig Schafen an die Fleischer für fünfhundert Dollar.

Am Ende des vierten Jahres im Buch überlegt Laura nach all den erlittenen Fehlschlägen und mit Blick auf den ständig wachsenden Schuldenberg: Vielleicht sind Schafe die Antwort.
Ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Zwei Wochen nach dem Verkauf der Schafe verließen die Wilders zusammen mit Peter ihre Farm bei De Smet und zogen zu Almanzos Eltern nach Spring Valley.


P. S.
Das obere Bild zeigt eine Schafherde, die durch die Calumet Avenue in De Smet getrieben wird. Zu sehen ist das nördliche Ende der Straße, kurz vor den Bahnschienen. Das Foto entstand aber etwa 20 Jahre, nachdem Peter und Almanzo ihre Schafe verkauften.
Das weiße Haus ganz links beherbergte einst den Gemischtwarenladen von George Wilmarth, den LIW im Buch Der lange Winter erwähnt.
Das große graue Gebäude rechts daneben ist ein Mietstall, der erst 1901 gebaut wurde, also lange nach der Zeit der LIW-Bücher.
Dahinter ragt ein Getreide-Lagerhaus auf, von denen es zweitweise vier Stück entlang der Bahnschienen gab. LIW schreibt in Kleine Stadt in der Prärie über den neuen Getreideheber (elevator) am Ende der Hauptstraße. Hier kauften und verkauften die Farmer der Gegend ihr Getreide. Im Lagerhaus befand sich eine Hebevorrichtung, damals ein senkrechtes Förderband mit Schaufeln, mit dem die hohen Speicher für die verschiedenen Getreidesorten gefüllt wurden. Zum Abtransport mit der Eisenbahn wurde das lose Getreide dann über Rutschen von oben in die Güterwagons geladen.
In dem kleinen grauen Haus rechts neben dem Mietstall entstand der De Smet Leader. Die Zeitung wurde 1883 gegründet. LIW erwähnt in ihren Büchern nur die Zeitung von Jake Hopp, aber ihre Schwester Carrie machte beim Leader ihre ersten beruflichen Schritte im Zeitungsgeschäft. Stellt Euch vor, die Meldung über den Schafverkauf von Peter und Almanzo wurde in diesem Haus geschrieben, gesetzt und gedruckt, und Carrie war daran beteiligt. 1891 fusionierte der Leader mit den von Jake Hopp gegründeten Kingsbury County News zum De Smet News and Leader.
Das höhere helle Haus mit der Spitze rechts neben dem ehemaligen Leader-Büro beherbergte einst die [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], wo Almanzo im Buch Diese glücklichen goldenen Jahre das Zaumzeug für seine Pferde Barnum und Skip anfertigen ließ.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyDo Mai 11, 2023 5:07 pm

Geschichte wird vor unseren Augen lebendig!

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptySo Mai 14, 2023 1:29 am

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Mutter, ein magisches Wort

Je älter wir werden, desto kostbarer werden die Erinnerungen an die Kindertage, besonders die Erinnerungen an Mutter. Ihre Liebe und Fürsorge verklären die Erinnerungen an sie mit einem besonderen Glanz, denn wir haben entdeckt, dass es nirgendwo in der Welt solch eine liebende Selbstaufopferung gibt; ihre Ratschläge und Belehrungen wirken auf uns mit einer größeren Macht als damals, als wir sie erhielten, denn unser Wissen von der Welt und unsere Lebenserfahrung haben ihren Wert bestätigt.

Das Bedauerliche daran ist, dass wir das Wissen um ihren Wert durch eigene Erfahrungen erwerben mussten. Erst als wir es in der harten Schule des Lebens gelernt haben, begriffen wir, dass Mutters Worte wahr waren. Und so werden von Generation zu Generation die Wahrheiten des Lebens durch Gebote gelehrt, und von Generation zu Generation muss sich jeder von uns erst die Finger verbrennen, bevor wir die Wahrheit zugeben, dass Feuer heiß ist.
Wir würden uns manchen bedauerlichen Fehler und viel Kummer ersparen, wenn wir mit unseren Einsichten dort beginnen würden, wo unsere Eltern aufgehört haben, statt alles selbst auszuprobieren, doch das Leben ist nicht so.
Und dennoch hilft uns Mutters Rat, und oftmals wird ein Wort der Warnung, ausgesprochen vor vielen Jahren, uns gerade rechtzeitig wieder in den Sinn kommen, um uns vor einem Fehltritt zu bewahren.
Lektionen, die wir auf dem Schoß der Mutter lernten, haben ein Leben lang Bestand.

Aber noch kostbarer als Mutters Lehren sind die kleinen persönlichen Erinnerungen an sie, bei jedem verschieden und doch alle gleich – Mutters Gesicht, Mutters Berührung, Mutters Stimme:

Der Kindheit Tage voller Wonne,
so fröhlich, beschwingt und hell,
auf den Schwingen des Glücks in der Sonne
flogen dahin sie so schnell.
Doch am schönsten war die Stunde
des ganzen Tages so lang,
wenn zur dämmrigen Schlummerstunde
Mutters Stimme sang:
"Still, mein Kind, schlaf ohne Sorgen
ein Engel auf Dein Bettchen schaut.
Gottes Segen bis zum Morgen
ruhet sanft auf deinem Haupt."

Sind unsre Tage auch voll Freude,
flüchtig sind Glück und der Sonne Schein,
doch mag die Dämmerstunde des Lebens
noch immer die schönste von allen sein.
Wenn ich einstmals darauf warte
ins Reich des Friedens einzuzieh’n,
begleitet mich in meinem Herzen
Mutters Schlummermelodie.
"Still, mein Kind, schlaf ohne Sorgen
Ein Engel auf Dein Bettchen schaut."
Und ich sink in süßen Schlummer
mit Mutters Segen auf meinem Haupt.

Mrs. A. J. Wilder



Heute ist Muttertag.



P. S.
Das Schlaflied, das die Mutter in LIWs Gedicht am Bett ihres Kindes singt, ist die leicht geänderte Fassung eines Weihnachtsliedes. Im Original heißt es Hush, my dear, lie still and slumber. Geschrieben hat den Text 1715 der englische Liederdichter [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]. Mindest eines seiner Lieder hat garantiert jeder von Euch schonmal gehört. Sein Joy to the world, the lord has come ist wohl eines der bekanntesten englischen Weihnachtslieder und wurde schon in etlichen Weihnachtsfilmen gespielt oder gesungen.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Mai 15, 2023 1:56 pm

JOY TO THE WORLD ist mir so lieb geworden, wie es O DU FROEHLICHE immer war.

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Mai 15, 2023 5:27 pm

Wäre bei mir vermutlich auch so, wenn ich in einem englischsprachigen Land leben würde.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyFr Mai 26, 2023 4:28 pm

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Heute vor 140 Jahren meldete eine Zeitung in De Smet:
In Kürze wird ein Vogelschauplan von De Smet erscheinen. Mr. O. Swift, der die [Firma] J. J. Stoner aus Madison, Wis., vertritt, hat in der Stadt um Kunden geworben, und es wurden genug Kopien bestellt, um die Auflage zu sichern. Die Skizze ist eine gute, und die Muster von Lithographien, die der Vertreter vorzeigte, waren sehr schön. [Die Karte] wird De Smet in guter Form anpreisen.

Panoramakarten, die Städte und Landschaften maßstabsgerecht und detailgetreu aus der Vogelperspektive zeigen, gibt es schon seit dem 15. Jahrhundert.
Heute sind wir ja daran gewöhnt, die Welt von oben zu betrachten, entweder vom Flugzeug aus oder als Satellitenbild bei google oder in jüngster Zeit immer öfter von Drohnen aufgenommen. Zur Zeit der gezeichneten Vogelschaupläne gab es das alles nicht. Die Karten wurden von Künstlern geschaffen, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden standen. Der Blick von schräg oben ist das Ergebnis ihrer Phantasie und natürlich der gekonnten Anwendung der Perspektive-Regeln.
In den USA setzte nach dem Bürgerkrieg ein regelrechter Vogelschauplan-Boom ein, der bis zur Jahrhundertwende anhielt. In dieser Zeit entstanden Vogelschaupläne von schätzungsweise 2.000 Städten, darunter - sehr zur Freude der LIW-Fans - auch einer von De Smet.

Die Herstellung der Vogelschaupläne war ein Kommissionsgeschäft. Im Auftrag der Verleger reisten Künstler und Handelsvertreter auf der Suche nach Kunden kreuz und quer durch das Land. Fanden sich genügend Abnehmer in einer Stadt, wurden aus den vor Ort angefertigten Skizzen des Künstlers steinerne Druckplatten angefertigt und der Plan entsprechend der bestellten Auflage gedruckt. Gegen zusätzliche Bezahlung konnten einzelne Gebäude am Bildrand werbewirksam vergrößert und besonders detailliert abgebildet werden. Die fertigen Pläne kosteten zwischen 1$ und 5$ pro Stück, je nach Größe und Ausstattung.

Verglichen mit anderen Vogelschauplänen ist der von De Smet sehr einfach gehalten. Es gibt keinen Schmuckrand und keine Extra-Darstellungen. Immerhin, einige Gebäude, u. a. der Bahnhof, die Holzhandlung von Mr. Ely, die Schule und die Kongregationalistische Kirche, sind in der Karte markiert. Darüber hinaus sind in der Legende eine ganze Reihe von Geschäften aufgelistet, möglicherweise die Sponsoren des Drucks. Viele der Namen dürften den Lesern von LIWs Büchern bekannt sein: Loftus, Tinkham, Hopp, Fuller, Schaub, Harthorn, Wilmarth, Barnes...

Auch wenn der Vogelschauplan von De Smet nicht so prunkvoll gestaltet ist wie die Darstellungen anderer Städte, die einzelnen Gebäude sind dennoch realistisch und detailgetreu wiedergegeben. Das erkennt man, wenn man den Druck mit späteren Fotos vergleicht:

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Die meisten historischen Fotos von De Smet entstanden erst nach der Jahrhundertwende, als viele der alten Gebäude, die LIW in ihren Büchern erwähnt, längst umgebaut oder abgerissen waren. Der Vogelschauplan gestattet uns dagegen einen Blick auf die Stadt, wie die junge Laura sie erlebte... oder zumindest fast. Bei aller Detailtreue gibt es auch einiges, was nicht gezeigt wird: Auf dem ganzen Plan ist z. B. kein einziges Klohäuschen zu sehen, obwohl es jede Menge davon gegeben haben muss. Laughing

Falls Ihr Lust habt, auf LIWs Spuren durch De Smet zu spazieren: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] könnt Ihr eine richtig große Version des Vogelschauplans ansehen und die vielen Details selbst entdecken.
Ganz weit hinten am Horizont, jenseits des großen Sumpfes, sieht man die kleinen Hütten auf den Siedlerstellen vor der Stadt. Die der Familie Ingalls ist leider nicht dabei, sie stand weiter links außerhalb des Bildes.
Aber schaut Euch z. B. die beiden Züge an, die gerade mit Volldampf in den Bahnhof einfahren, wo Ben Woodworth in Kleine Stadt in der Prärie seine Geburtstagsparty veranstaltete. Von links kommt ein Güterzug aus Volga, von rechts ein Personenzug aus Manchester.
Im kleinen Anbau von Pas Stadthaus an der Ecke Calumet Avenue / Second Street haben Laura und Pa im Langen Winter Scheite aus Heu gedreht, weil es in der Stadt keine Kohlen mehr gab. Manchmal ging Pa auf einen Plausch in die Eisenwarenhandlung von Mr. Fuller direkt gegenüber vom Ingalls-Haus. Daneben ist die Drogerie von Mr. Bradley zu sehen, wo Almanzo in Kleine Stadt in der Prärie ein Frisier-Set als Weihnachtsgeschenk für Laura kaufte. Das nächste Geschäft ist das von Mr. Loftus, der im Langen Winter den Weizen, den Almanzo und Cap Garland unter Lebensgefahr in die Stadt gebracht hatten, überteuert an die hungernden Stadtbewohner verkaufen wollte. Zwei Häuser weiter wohnte Lauras Freundin Mary Power. Im Möbelladen von Mr. Tinkham daneben nahmen Laura und Mary Power an einem Treffen des christlichen Hilfsvereins teil.
Seht Ihr, wie abgelegen das Schulhaus steht? Von hier liefen die Kinder im Langen Winter durch einen Blizzard nach Hause und kamen vom richtigen Weg ab. Wären sie nicht zufällig gegen die Wand des Hotels gestoßen, das am Ende der Calumet Avenue kurz vor den Bahnschienen steht, wären sie irgendwo in der Prärie gelandet und wahrscheinlich erfroren. In der Schule fand auch das Treffen der Literarischen Gesellschaft statt, bei dem Pa im Buchstabierwettbewerb die ganze Stadt besiegte.
In der Kirche predigte Reverend Brown seine ellenlangen Predigten. Erinnert Ihr Euch noch an die kleine Katze, die sich in Diese glücklichen goldenen Jahre unter Lauras Reifrock versteckt? Hier wurden in Kleine Stadt in der Prärie auch die Erweckungsgottesdienste gehalten, die Almanzo die Gelegenheit boten, Laura auf dem Heimweg zu begleiten... und, und, und... Es ist wirklich so, als würde man mitten durch LIWs Bücher laufen.

Unten rechts in der Ecke hat sich der Künstler verewigt, der die wunderbare Zeichnung von De Smet angefertigt hat: H. Wellge.
Henry Wellge, eigentlich Wilhelm Heinrich Karl Gottlieb Wellge, wurde im Januar 1850 in Stuttgart im heutigen Baden-Württemberg geboren. 1876 wanderte er mit seiner Frau Anna Eugenia in die USA aus, wo er sich in Milwaukee, Wisconsin, niederließ. 1878 erschien sein Name erstmals als Zeichner auf einem Vogelschauplan, der Beginn einer mehr als 30jährigen Karriere. Seine Zusammenarbeit mit dem Verleger Joseph John Stoner aus Madison, Wisconsin, begann 1880. Stoner, der aus Pennsylvania stammte, war schon seit 1867 im Geschäft mit Vogelschauplänen aktiv und hatte 1872 seinen eigenen Verlag gegründet. In seinen besten Zeiten veröffentlichte er jährlich rund 20 neue Vogelschaupläne. 1884 ging Stoner in den Ruhestand, und Henry Wellge gründete in Milwaukee seinen eigenen Verlag. Bis 1902 gab er mit wechselnden Partnern und unter verschiedenen Firmenbezeichnungen zahlreiche Vogelschaupläne heraus. Heinrich Wellge starb im April 1917 in Milwaukee. Als Zeichner und später Herausgeber produzierte er mehr als 150 Vogelschaupläne von Städten in 26 US-Staaten und der kanadischen Provinz Quebec. Damit zählt Henry Wellge zu den produktivsten US-Künstlern in dieser Branche.

Der Vollständigkeit halber: Der Vertreter, der in De Smet um Kunden für das Vogelschauplan-Projekt warb, hieß Oliver E. Swift. Er stammte ursprünglich aus New York State, wo er zeitweise als Bartender gearbeitet hatte. Ich weiß nicht genau, wann er nach Madison, Wisconsin, zog, aber in der Volkszählung 1880 ist er dort als Handelsvertreter gelistet. Vermutlich war er da gerade für Joseph Stoner unterwegs, denn in der Akte steht an erster Stelle, wo normalerweise der Haushaltsvorstand aufgeführt ist, der Name seiner Frau. Mitte der 1880er, wohl kurz nachdem sich sein Arbeitgeber Stoner zur Ruhe gesetzt hatte, zog die Familie Swift nach Aberdeen in South Dakota. Hier führte Oliver viele Jahre einen Lebensmittelladen. Um die Jahrhundertwende gab der von Rheuma geplagte Swift das Geschäft auf und zog nach Minneapolis in Minnesota. Hier starb er im März 1941 im Alter von 89 Jahren. Beerdigt ist er in Aberdeen, wo zuvor schon seine Tochter und seine Frau ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.
Das wolltet Ihr doch bestimmt auch unbedingt wissen, oder? Laughing
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyFr Mai 26, 2023 10:15 pm

Ich weiss nicht. Ich ruf mal rundum.

brüll Wollt ihr das wissen?

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Mai 29, 2023 1:12 pm

Vielleicht sollte ich mal lauter rufen.

H A A A A A L O O O O !!!

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyDi Mai 30, 2023 4:07 pm

Pfingstvorbereitungen. Niemand hat Zeit fuer das, was wichtig ist.

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyDi Mai 30, 2023 7:39 pm

Sind wahrscheinlich alle zu schüchtern...  Wink
Macht aber nix. Hauptsache, es schreit keiner lauthals danach, die LIW- und UKF-Threads zu schließen.

Ich gehe derweil nochmal in das alte De Smet zurück. Mir ist da nämlich ein Thema in den Sinn gekommen, mit dem ich mich vorher noch nie so richtig beschäftigt habe.

Roberta schrieb:
Der Vogelschauplan gestattet uns dagegen einen Blick auf die Stadt, wie die junge Laura sie erlebte... oder zumindest fast. Bei aller Detailtreue gibt es auch einiges, was nicht gezeigt wird...

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Ein allgegenwärtiges Problem, von dem im Vogelschauplan keine Spur zu entdecken ist, waren Müll und Unrat, die sich in den Hinterhöfen und Straßen der Stadt ansammelten. In Wirklichkeit sahen die Grundstücke wohl eher so aus, wie auf der zeitgenössischen Zeichnung oben im Bild.
Auch die Stadtbewohner hielten Tiere - natürlich Pferde, einige hatten vielleicht eine Kuh, und sicherlich gab es auch Schweine und Hühner. Pa nahm z. B. seine Kuh mit in die Stadt, solange die Familie dort die Winter verbrachte. Und wo Tiere leben, ist ein Misthaufen nicht weit.
Außerdem gab es keine Müllabfuhr. Die Asche aus den Öfen und Herden, leere Konservendosen, Glasflaschen, abgenagte Knochen, Bauschutt und alles, was im Haushalt so zu Bruch ging, landete deshalb erstmal auf einem Müllhaufen auf dem eigenen Grundstück.

LIW beschreibt im Buch Kleine Stadt in der Prärie recht eindrücklich, wie es tatsächlich in De Smet war:
Die Stadt war wie eine Wunde in der schönen, wilden Prärie. Alte Heu- und Dunghaufen verrotteten rund um die Ställe. Die Rückseiten der Geschäfte hinter den Scheinfronten waren rauh und häßlich. Das Gras war nun auch in der Zweiten Straße verschlissen, und sandiger Staub wurde zwischen den Häusern verweht. Die Stadt roch schal nach Staub, Rauch und fettigem Küchendunst. Aus den Saloons kam ein abgestandener Geruch, und bei den Hintertüren, wo das Abwaschwasser ausgeschüttet wurde, roch der Boden muffig und säuerlich. Aber nachdem man eine Weile in der Stadt war, nahm man die Gerüche nicht mehr wahr...
(LIW, Kleine Stadt in der Prärie, Kapitel 6: Der Monat der Rosen)

Kein Wunder, dass Laura in den Büchern lieber auf der Farm als in der Stadt war. Wobei die Zustände in De Smet sicherlich nichtmal entfernt mit denen in den Großstädten vergleichbar waren, wo die Menschen und Tiere dicht gedrängt lebten. Von New York hieß es z. B., dass die Einwanderer auf den Schiffen die Stadt schon vom Meer aus riechen konnten, bevor sie in Sicht kam. Puuh!

In De Smet bemühte man sich redlich um Ordnung und Sauberkeit in der Stadt. Zur selben Zeit, als Henry Wellge durch die Stadt lief und die Häuser für seinen Vogelschauplan zu zeichnen, erschienen in der Zeitung Aufrufe an die Bewohner, ihre Grundstücke aufzuräumen:
Räumt Eure Hinterhöfe auf, und ebenso die Vorgärten. Bereitet Euch darauf vor, diesen Sommer etwas zur Verschönerung Eurer Häuser zu tun, und macht sie zu einem Ort, wo man leben will und sich nicht bloß aufhält.

Das erinnert an eine Stelle aus LIWs Pioneer Girl-Manuskript: ... und wir zogen wieder nach Hause, denn für uns war die Farm unser Zuhause. Die Stadt war nur der Ort, wo man den Winter verbringt.
So haben es wohl auch andere empfunden und ihren städtischen Immobilien folglich weniger Zeit, Geld und Mühe gewidmet als ihren Farmhäusern. Entsprechend gering war die Resonanz auf den Appell in der Zeitung.

Zwei Wochen später wurde das Thema noch einmal aufgegriffen:  
Es scheint notwendig, den Ruf nach einer allgemeinen Reinigung fortzusetzen. In diesem Dorf gibt es ein paar skandalöse Hinterhöfe. Zeigt, dass Ihr etwas Stil habt, Freunde!
Und weitere vierzehn Tage später konnte man schon wieder darüber lesen - diesmal in recht deutlichen Worten an die uneinsichtigen Grundstückseigentümer:
Ein Wachsamkeitskommitee, das sich dem Entrümpeln einiger Hinterhöfe in dieser Stadt widmet, wäre eine großartige Einrichtung. Wenn Ihr schon keinen Stil habt, dann habt wenigstens etwas Schamgefühl.

Das Problem mit den vermüllten Grundstücken blieb auch in den folgenden Jahren bestehen. Aufrufe und später Anordnungen des Straßenbeauftragten der Gemeinde, den Müll von den Hinterhöfen und aus den Gassen zu entfernen, erschienen regelmäßig in der Zeitung. Auch wurde den Geschäftsleuten untersagt, Papier und Dreck aus ihren Läden einfach auf die Hauptstraße zu kehren. Ein Abhang nahe der Kongregationalistischen Kirche diente kurzzeitig als Müllkippe, wo Asche, Ziegelbruch, leere Konservendosen und anderer Müll, jedoch kein Dreck und Unrat abgeladen werden durften.
Ich könnte mir vorstellen, dass damit ein Bauplatz begradigt werden sollte. Sonst fällt mir jedenfalls kein Grund ein, warum man mitten in der Stadt eine Müllkippe anlegen sollte. Es wäre sicherlich spannend, dort einmal zu graben. Was dabei wohl alles zutage kommen würde?
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMi Mai 31, 2023 5:30 am

Das erinnert mich. Wir muessen diesen Sommer ein Rummage Sale veranstalten! Zuviel Muellkram hat sich angesammelt.

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptySo Jul 16, 2023 10:09 pm

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"Laßt uns Eiscreme machen!" rief Royal. Eliza Jane liebte Eiscreme. Sie zögerte und sagte dann: "Nun ja ..."
Almanzo rannte Royal zum Eishaus nach. Sie gruben einen Eisblock aus den Sägespänen und steckten ihn in einen Getreidesack. Sie legten den Sack auf die rückwärtige Veranda und schlugen mit Beilen darauf, bis das Eis zerstoßen war. Alice kam, um ihnen zuzusehen, während sie in einer flachen Schale Eischnee schlug. Sie schlug ihn mit einer Gabel bis er so steif war, dass er nicht mehr aus der Schale rutschte, wenn sie sie kippte.
Eliza Jane maß Milch und Sahne ab und schaufelte Zucker aus dem Fass in der Speisekammer. Es war kein gewöhnlicher brauner Zucker, sondern gekaufter weißer aus dem Laden. Mutter verwendete ihn nur, wenn Besuch kam. Eliza Jane nahm sechs Tassen voll, dann glättete sie den restlichen Zucker, so dass kaum auffiel, dass welcher fehlte.
Sie machte einen großen Milcheimer voll gelber Eiercreme. Sie setzten den Eimer in einen Bottich und packten drumherum das schneeweiße zerstoßene Eis, vermischt mit Salz. Dann bedeckten sie alles mit einer Decke. Alle paar Minuten nahmen sie die Decke ab, nahmen den Deckel vom Milcheimer und rührten die gefrierende Eiscreme um. Als sie gefroren war, holte Alice Untertassen und Löffel, und Almanzo brachte einen Kuchen und das Fleischermesser heraus. Er schnitt riesige Stücke vom Kuchen ab, und Eliza Jane häufte das Eis in die Untertassen. Sie konnten soviel Eis und Kuchen essen, wie sie wollten, und niemand würde sie aufhalten.
(LIW, Farmer Boy, Kapitel 18: Das Haus hüten)



In den USA wird heute - wie an jedem 3. Sonntag im Juli - der Tag der Eiscreme gefeiert. Der Feiertag wurde 1984 hochoffiziell durch den damaligen Präsidenten Ronald Reagan auf Antrag des US-Senates ins Leben gerufen. Eigentlich sollte der Tag der Eiscreme nur einmal, am 15. Juli 1884, stattfinden, doch die Hersteller und Verkäufer von Speiseeis fuhren auch in den folgenden Jahren fort, an einem Tag im Jahr ihre Produkte besonders zu bewerben. Im Laufe der Zeit wurde der Feiertag vom 15. Juli auf den jeweils dritten Juli-Sonntag verlegt, weil an Sonntagen mehr Eis verkauft wird als an anderen Wochentagen.

Gut möglich, dass es auch um diese Zeit im Juli war, als Royal, Eliza Jane, Alice und Almanzo im Buch ihr Eis herstellten. Vater und Mutter Wilder waren zu einem mehrtägigen Besuch bei Verwandten aufgebrochen, und kaum war ihre Kutsche außer Sichtweite, legten die Kinder los... sogar die sonst so gehorsame Eliza Jane!

Speiseeis wurde vor über 1.000 Jahren in China erfunden und gelangte über Indien nach Europa, wo es zunächst nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten war. Die Kolonisten brachten es schließlich nach Nordamerika. 1786 eröffnete die erste Eisdiele in New York. Um diese Zeit gab es bereits Eismaschinen, in denen die Eismasse mittels Kurbelantrieb im Kühlbottich gerührt wurde. Beliebt waren auch Eisformen aus Metall, in denen die Eiscreme zu richtigen kleinen Kunstwerken geformt wurde. Und auch bei den Geschmacksrichtungen zeigte man sich sehr kreativ. Neben den Klassikern mit Frucht-, Vanille- oder Schokoladengeschmack finden sich auch historische Rezepte für Eis mit Gurken oder gar Käse.
Als Royal, Eliza Jane, Alice und Almanzo um 1866 ihre Eiscreme herstellten, war das eigentlich nichts besonderes mehr - vorausgesetzt man hatte Zugang zu Eis.
Wie sagte doch Almanzo in Die ersten vier Jahre: In dieser Welt gleicht sich alles aus. Die Reichen haben ihr Eis im Sommer und die Armen im Winter.

Die Wilders hatten zwar keine Eismaschine und auch keine speziellen Eisbehälter, aber im Buch wird sehr gut beschrieben, wie es auch ohne geht. Was LIW nicht erwähnt ist, dass der Behälter für die Eismasse aus Metall sein sollte, weil damit die Kälte besser zur Creme geleitet wird.
Durch das Salz im zerstoßenen Eis wird die Temperatur rund um den Behälter mit der Eismasse weit unter 0°C gesenkt. Bei einem Mischungsverhältnis von 1 Teil Salz auf 3 Teile Eis können um die -20°C erreicht werden. Da ist das Speiseeis dann umso schneller fertig.

Falls Ihr mal selbst Eis wie die Wilder-Kinder in Farmer Boy herstellen wollt, ist hier ein Rezept für Sahneeis aus dem Jahr 1844:
Füge zu einem Pint [ca. 570ml] frischer Sahne die Eigelbe von sechs frisch gelegten Eiern hinzu. Mixe es gut mit einem Schneebesen. Füge einen Streifen Limonenschale hinzu. Stelle den Topf auf ein kleines Feuer oder in heißes Wasser und rühre die Creme, bis sie sich zu setzen beginnt. Nimm den Topf vom Feuer und füge Puderzucker nach Geschmack hinzu. Setze den Topf nun in einen Behälter mit kaltem Wasser, rühre einige Minuten weiter, damit sich keine Flocken bilden. Gib der Masse jeden Geschmack, den Du magst, schütte sie durch ein Sieb in den Eisbehälter und fahre fort, wie angegeben. Ergibt ein Quart [knapp 1 Liter]

Viel Spaß! girleis
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Jul 17, 2023 2:28 pm

Wo bekamen sie im Sommer das Eis her?

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Jul 17, 2023 9:43 pm

Aus dem Eishaus.
Die Wilders hatten ein eigenes Eishaus, das im Winter mit Eisblöcken gefüllt wurde. LIW hat in Farmer Boy ein ganzes Kapitel darüber geschrieben, wie das Eis aus einem zugefrorenen Teich gesägt und in das Eishaus auf der Farm gebracht wurde.

Im Buch lag der Teich, aus dem die Wilders ihr Eis holten, etwa eine Meile von der Farm entfernt im Wald. Bisher habe ich den Teich noch nicht gefunden - weder auf historischen noch auf modernen Karten. Aber was nicht ist...

Anders als das in die Erde gegrabene Eishaus der Olesons in der TV-Serie war das Eishaus der Wilders aus Brettern gebaut mit weiten Spalten dazwischen. Es stand hoch über der Erde auf hölzernen Blöcken und sah aus wie ein großer Käfig. Nur der Boden und das Dach waren solide. Die Eisblöcke wurden mit einer dicken Schicht Sägespänen isoliert und schmolzen selbst im heißesten Sommerwetter nicht.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptySa Jul 22, 2023 8:34 pm

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Heute wird - zumindest in einigen US-Bundesstaaten - der Tag des Cowboys gefeiert, mit dem an jedem vierten Samstag im Juli an die Bedeutung der berittenen Viehhirten für die Geschichte und Kultur der USA erinnert werden soll. Der Cowboy-Tag wurde 2005 vom US-Senat offiziell als Feiertag anerkannt und wird u. a. in Arizona, Kansas, New Mexico, Oklahoma und Texas begangen.
Im Mittelpunkt stehen nicht nur die historischen Cowboys, sondern die US-amerikanische Western-Kultur in all ihren Facetten, also auch Rodeos, Western-Filme, Country-Musik und Western-Literatur.

In LIWs Buch Kleines Haus in der Prärie kommen nicht nur Cowboys vor, Pa wird für zwei Tage sogar selbst einer von ihnen:
Dann hörte Laura in der Ferne einen seltsamen tiefen Ton. "Was ist das?" fragte sie. Pa horchte. "Rinder, beim heiligen Georg!" antwortete er, "Müssen die Rinderherden sein, die nach Norden zum Fort Dodge getrieben werden."
... Als sie am nächsten Morgen aus dem Haus rannte, sah sie beim Stall zwei fremde Männer auf Pferden mit Pa reden. Sie waren so rotbraun wie Indianer, doch ihre Augen waren schmale Schlitze zwischen zusammengekniffenen Lidern. Sie trugen Lederschurze über ihren Beinen und Sporen und Hüte mit breiten Krempen. Um ihre Hälse hatten sie Taschentücher geknotet, und Pistolen hingen an ihren Hüften. Sie sagten "Bis dann!" zu Pa und "Hüja!" zu ihren Pferden und galoppierten davon.
"Das Glück klopft an die Tür!" sagte Pa zu Ma. Diese Männer waren Cowboys. Sie wollten, dass Pa ihnen half, die Rinder von den Schluchten und Klippen am Flussufer fernzuhalten.
(LIW, Kleines Haus in der Prärie, Kapitel 13: Texas Longhorns)


Im Buch bekommt Pa als Lohn für seine Arbeit nicht nur das vereinbarte Stück Rindfleisch, sondern obendrein eine Longhorn-Kuh samt ihrem Kälbchen. LIW erwähnt die Rinderherden auch in ihrem Pioneer Girl-Manuskript: Unser Haus lag an dem Viehweg, auf dem viele Rinder nach Norden getrieben wurden, und als eine große Herde vorbeigetrieben wurde, bekam Pa eine schwarze Kuh mit großen weißen Hörnern und ihr kleines schwarzes Kalb.
Dass daraus im Buch ein ganzes Kapitel wurde, ist sicherlich LIWs Vorliebe für Western-Romane zu verdanken. Nava Austin, die als Bibliothekarin in Mansfield auch LIW bediente, erinnerte sich später in einem Interview, dass sie bei ihren wöchentlichen Bibliotheksbesuchen hauptsächlich Western-Schmöker auslieh und auch zahlreiche Romanhefte dieses Genres besaß.

Das Haus der Familie Ingalls in Kansas lag übrigens tatsächlich in der Nähe eines Viehweges, auf dem Rinder aus Texas zu den Märkten im Norden getrieben wurden. Anders als im Buch war das Ziel der Herden, die in einiger Entfernung am kleinen Haus in der Prärie vorbeizogen, allerdings nicht Fort Dodge.

Aber der Reihe nach.

Nach dem Bürgerkrieg mangelte es dem Norden an Rindfleisch, während in Texas durch das Ausfuhrverbot während des Krieges mehr als genug Longhorns auf den Weiden standen. Im Süden waren deshalb pro Rind lediglich 4 Dollar zu bekommen. Dagegen lag der Preis im Norden und Osten bei ca. 40 Dollar, also 10mal so hoch! So kam man auf die Idee, die Rinder nach Norden zu treiben und dort zu gewinnbringend verkaufen. Die Viehherden folgten dabei festen Routen, den sogenannten Cattle Trails.

Zuerst war Minnesota das bevorzugte Ziel für den Rinderhandel, als aber entlang der Handelswege immer häufiger Viehseuchen ausbrachen, wurden Teile des Staates unter Quarantäne gestellt. Hinzu kamen noch die zahlreichen Überfälle marodierender Banden von Ex-Soldaten der Unionsarmee, die sich gezielt gegen die texanischen Cowboys, ihre Bürgerkriegs-Feinde aus dem Süden, richteten. Die Rinderherden wichen deshalb zu den Märkten in Kansas aus, doch auch hier brachen die eingeschleppten Krankheiten aus, und immer mehr Gebiete wurden für den Durchzug der texanischen Herden gesperrt.

Wie schon in Minnesota wurde die zunehmende Besiedlung des Landes in Kansas zu einem Problem für die riesigen Herden. Im Buch erklärt Pa, dass man die Rinder vor dem Verkauf in der Prärie grasen ließ, damit sie nach dem anstrengenden Marsch wieder an Gewicht zulegen konnten. Doch je mehr Farmen entstanden, desto weniger freie Flächen zum Grasen gab es, und die Farmer waren natürlich alles andere als begeistert, wenn ihre Felder von vorbeiziehenden Rindviechern zerstört wurden.

So kam es, dass die Cattle Trails durch Kansas im Laufe der Jahre immer weiter westlich verliefen. Oben in der Karte könnt Ihr die drei Hauptrouten nach / durch Kansas sehen: Den alten Shawnee Trail, auf dem schon vor dem Bürgerkrieg Rinder nach Missouri getrieben wurden, den legendären Chisholm Trail nach Abilane und den Western Trail, der nach Dodge City führte.

Insbesondere entlang der neuen Eisenbahnlinien entstanden in Kansas sogenannte Cattle Towns, die durch den Viehhandel einen sagenhaften Boom erlebten und oft schon wenige Jahre später wieder in der Bedeutungslosigkeit versanken oder sogar zu verlassenen Geisterstädten wurden.

Auch Dodge City war so eine boomende Cattle Town und wurde später in Büchern und Filmen zum Paradebeispiel für die Blütezeit des "Wilden Westens".
Fort Dodge war übrigens nie ein Handelsplatz für Vieh, sondern ein Militärstützpunkt, in dessen Nachbarschaft 1872 Dodge City gegründet wurde. Da hatte die Ingalls-Familie Kansas aber schon längst wieder verlassen. Der Rinderhandel wurde sogar erst noch einige Jahre später in Dodge City etabliert.
Die Herde, die Pa im Buch über den Fluß zu treiben hilft, wird also gewiß nicht zum Verkauf nach Fort Dodge getrieben worden sein.
Überhaupt liegt Montgomery County, wo die Ingalls-Familie lebte, viel zu weit östlich der Vieh-Routen, über die Dodge City mit Rindern aus Texas beliefert wurde.

Allerdings führte ein Zweig des Old Shawnee Trail recht nah am Haus der Familie Ingalls vorbei. Als Ziel für den Viehtrieb kommt meiner Ansicht nach am ehesten Coffeyville in Frage. Die Stadt liegt etwa 30 km südöstlich vom Ingalls-Haus, nahe der damaligen Grenze zwischen Kansas und dem Indianergebiet (heute Oklahoma). Von etwa 1869 bis 1873, also auch zu der Zeit, als die Ingalls-Familie ihr kleines Haus in der Prärie bewohnten, erlebte Coffeyville einen Rinderhandel-Boom. Gut möglich, dass die Herden beim "Aufpäppeln" für den Verkauf in Coffeyville auch in die Nähe des Ingalls-Hauses kamen.
Heute ist Coffeyville allerdings nicht wegen des Rinderhandels bekannt, sondern weil die berühmt-berüchtigte [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] hier 1892 ihr blutiges Ende fand.
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptySo Jul 23, 2023 12:14 am

Und bitte dabei nicht an Lucky Luke denken!  schäm

Gute und verstaendliche Beschreibung, Roberta!

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Jul 24, 2023 1:57 pm

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Heute ist in den USA der Erzähle-einen-alten-Witz-Tag, der - je nach Quelle - von einem Radiomoderator ins Leben gerufen wurde oder auch nicht. Nichts genaues weiß man mal wieder nicht.

Zur Feier des Tages kann ich heute doch noch den Witz posten, den die Aushilfe French Joe in Farmer Boy Almanzo erzählt, als sie um das Jahr 1866 das Eis für das Eishaus aus einem Teich holen.

[French Joe und Lazy John] standen in ihren hohen Stiefeln, karierten Wolljacken und Fellmützen mit Ohrenklappen auf dem verschneiten Teich. Ihre Bärte waren weiß vom gefrorenen Atem. Jeder trug eine Axt über der Schulter und sie hatten Schrotsägen dabei. [...] Als Vater sie sah, lachte er und rief: "Na, habt ihr schon eine Münze geworfen?"
Alle lachten außer Almanzo. Er kannte den Witz nicht. Also erzählte French Joe ihn:
Zwei Iren wurden einmal mit einer Schrotsäge ausgeschickt, um Eis zu sägen. Sie hatten noch nie zuvor Eis gesägt. Sie sahen erst auf das Eis und dann auf die Säge. Schließlich holte Pat eine Münze aus seiner Tasche und sagte: "Nun, Jamie, um der Gerechtigkeit willen: Kopf oder Zahl. Wer geht runter?"
Nun lachte auch Almanzo. Zu denken, dass jemand in das dunkle kalte Wasser unter dem Eis hinabsteigen würde, um das andere Ende der Schrotsäge zu ziehen. Es war lustig, dass es Menschen gab, die nicht wußten, wie man Eis sägte.
(LIW, Farmer Boy, Kapitel 6: Das Eishaus wird gefüllt)


lol!



Kleiner Service für alle, denen es geht wie Pat und Jamie im Witz:

So wird Eis gesägt
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... und natürlich zieht da niemand von unten an der Säge. Wink
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Jul 24, 2023 5:06 pm

Trotzdem muss das schwierig sein, ohne den zweiten Mann saegen zu muessen. Wenn die Saege steckenbleibt, braucht man den Mann auf der anderen Seite, damit die Saege hin und hergezuckelt werden kann.  Also einer muesste da wirklich tauchen!  Suspect

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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Jul 24, 2023 6:59 pm

Kann eine Säge überhaupt in Eis so fest steckenbleiben, dass man sie allein nicht mehr losbekommt? Ist schließlich kein faseriges, elastisches Holz. Und beim Sägen zieht man von unten auch Wasser mit hoch, das als "Schmiermittel" für die Säge fungiert... Vielleicht entsteht in der Schnittfurche sogar Wasser durch die Reibungswärme... [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
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BeitragThema: Re: LIW - Das neue Sammelsurium   LIW - Das neue Sammelsurium - Seite 2 EmptyMo Jul 24, 2023 7:33 pm

Gut mitgedacht. Du magst recht haben damit.
Mit anderem sicher auch.

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