LIW - Das neue Sammelsurium

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"... und wir kommen nächsten Winter in die Stadt zurück, nicht wahr?"
"Ja, ich denke wirklich, das wir das tun werden", sagte Pa. "Warum auch nicht, solange ich dieses Haus nicht vermieten kann, und es ist sicherer für euch Mädchen, wenn ihr zur Schule geht. Obwohl wir diesen Winter genausogut auf der Siedlerstelle hätten bleiben können. Nun ja, so ist das eben. Da bereitet man sich auf einen strengen Winter vor, und dann gibt es weit und breit keinen einzigen Schneesturm." Er sagte das auf eine so komische Art, dass alle laut loslachten...
(LIW: Kleine Stadt in der Prärie, Kapitel 21: Die tollen Tage)

Pa und seine Familie waren bestimmt nicht die einzigen, die sich nach den Erfahrungen des langen Winters 1880/1881 darauf vorbereitet hatten, dass die Stadt im nächsten Winter wieder von Schneestürmen heimgesucht und für längere Zeit von der Außenwelt abgeschnitten sein könnte.
Und dann passierte... gar nichts. Der Winter 1881/1882 brachte keine Schneestürme und auch keine meterhohen Schneeverwehungen.
Charles Ely, der Holzhändler aus dem Buch Der lange Winter, schrieb regelmäßig Briefe in seine alte Heimatstadt Winona in Minnesota und berichtete darin über sein Leben im Dakotagebiet. Heute vor 141 Jahren druckte eine Zeitung in Winona, was er über das Wetter zu erzählen hatte:
Mr. Charles E. Ely schreibt aus De Smet mit Datum vom 7. dieses Monats und schildert in höchsten Tönen das bemerkenswert schöne als auch milde Wetter, was einen angenehmen Kontrast zu dem tiefen Schnee und den schweren Stürmen darstellt, die während der vergangenen zwei oder drei Wochen über die Staaten am Atlantik gezogen sind. Wir zitieren aus seinem Brief wie folgt:
"Wir in Dakota genießen den schönen Winter. Es scheint eine solche Wohltat zu sein, dass diesen Winter zwei lange Monate vorübergegangen sind, ohne dass wir etwas wie kaltes Wetter erlebt haben. Es ist gerade kalt genug, um sich wohlzufühlen, und so ein klarer, strahlender Himmel! Wenn dies für Dakota normal ist, dann lohnt es sich nicht, nach Florida oder zu den Heißen Quellen zu fahren.

Ein Blick auf die Wetterdaten aus Huron, das gut 50 km westlich von De Smet liegt, bestätigt es: Die Temperaturen stiegen von Oktober 1881 bis Ende Februar 1882 fast jeden Tag deutlich über 0°C, nur manchmal gab es einen kurzen Kälteeinbruch und einen etwas längeren im Februar, kurz nachdem Mr. Ely seinen Brief abgeschickt hatte.Aber die Temperaturen sanken nie auf -30°C oder gar -40°C, wie es Laura und Almanzo im Buch Diese glücklichen goldenen Jahre auf ihrer Heimfahrt von der Brewster-Schule erleben sollten.
Schnee gab es auch fast gar nicht. In den 151 Tagen im Betrachtungszeitraum schneite es nur an 32 Tagen, wobei der meiste Schnee (2 cm) am 28. Oktober fiel. An den anderen Schnee-Tagen reichte es kaum, um den Boden zu bedecken. Wäre der ganze Schnee nicht weggetaut sondern die ganze Zeit liegengeblieben, hätten sich gerademal 7 1/2 cm angehäuft.

LIW beschreibt in Kleine Stadt in der Prärie ja auch, dass die Jungs im Januar die Mädchen während der Schulpause im Schlitten durch die Stadt zogen. Ich frage mich, wie sie das ohne Schnee gemacht haben. Vielleicht war der Schlitten ja in Wirklichkeit ein Bollerwagen...

Ich versuche, mich da hineinzuversetzen.  Was meint Pa mit Hot Springs?  In Arkansas?  Schreibt er "the" Hot Springs? (Das Thermometer verdeckt das geschickt.) Ich war bei den Mammoth Hot Springs in Yellowstone.  Die wird er wohl nicht gemeint haben, oder?  Und ich war auch in Hot Springs in den Black Hills.  Es gaebe also verschiedene Orte mit diesem Namen Hot Springs.

Ich mag mich irren, aber bei Mr. Elys the Hot Springs denke ich zuerst an Hot Springs in South Dakota. Bereits den 1880er Jahren entwickelte sich der Ort zu einem beliebten Urlaubs- und Kurort.
Carrie und Dave Swanzey waren hier übrigens auf Hochzeitsreise, und Mr. Ely verbrachte seine letzten Tage in einem Sanatorium für Bürgerkriegsveteranen in Hot Springs.

Also Hot Springs in den Black Hills, wo ich auch war.

Das war uebrigens lustig irgendwie.  Wir waren auf einer laengeren Fahrt, wo wir vieles bei mitnehmen wollten an Sehenswuerdigkeiten, Parks, usw.  Und wir kamen erst am Nachmittag in Hot Springs an.  Es haette sich nicht gelohnt, fuer unsere grosse Familie (wir waren an die 10 Mann) da extra fuer einen Tag den Eintritt zu bezahlen.  Und wir erfuhren dann das, worauf es ankam:  ein Bach verlaesst den Park und fliesst danach durch einen Stadtpark.  Dieser Bach muesste ja dann auch noch warm sein!  Wir also da hin.  Der Bach hatte auch eine richtige Boeschung, war sogar eher schon ein etwas reissender Fluss, aber eben doch auch noch ein Bach.  Und da war sogar eine Liegewiese.  Also auch andere Leute sahen es so:  Warum Eintritt zahlen, wenn man hier kostenlos.  Wir hatten 2 Stunden lang Spass hier im Wasser!  Ja, es war schoen warm.  In Wisconsin kennen wir sowas garnicht; schon garnicht vom Lake Michigan, der immer nur kalt ist.

Ich muss mal schnell noch ein Bild von damals 'raussuchen. Das war 2017.

Lydia wirft ihre Latschen mir entgegen.  Noah wird gerade ans Wasser gefuehrt.  Lotta war noch nicht auf der Welt.

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Ben liegt bereits in der warmen Pisse.  Und Lydia muss unbedingt den Photografen bespritzen.  Es ist um auf die Palme zu gehen.  Aber zum Glueck gibt es hier keine.

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Bis wir dann alle genug haben, und die Sonne schien auch bald untergehen zu wollen, und wir wollen nicht ganz bei Dunkelheit fahren. Zaehlt nach:  wir sind genau 10 Mann!

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Das war Hot Springs in South Dakota in den Black Hills, wie wir es erlebten.  Auf die billige Tour.

Heute ist der Internationale Tag der Hülsenfrüchte, ein noch recht junger Feiertag, der erst 2018 von der UN ins Leben gerufen wurde, um auf die weltweite Bedeutung des Anbaus von Erbse, Bohne, Linse und Co. hinzuweisen. An jedem 10. Februar soll die Öffentlichkeit dafür sensibilisiert werden, dass Hülsenfrüchte nicht nur nahrhaft sind, sondern auch zu einer gesunden Ernährung beitragen.

Die Pioniere in Nordamerika mussten nicht erst dazu angehalten werden, Hülsenfrüchte anzubauen und zu essen. Bei ihnen waren sie ein Grundnahrungsmittel. Erbsen und Bohnen sind getrocknet lange haltbar und waren damals ein unverzichtbarer Nahrungsvorrat für den Winter oder auf den langen Reisen im Planwagen.
Bei der Familie Ingalls kamen nicht nur gebackene Bohnen auf den Tisch, ein Gericht, dass ja heute noch weit verbreitet ist, sondern auch Bohnenbrei (Bean Porridge). Dabei handelt es sich um eine Art sehr dicker Bohnensuppe.

Und sie spielten 'Heißer Bohnenbrei'. Angesicht zu Angesicht klatschten sie ihre Hände gegenseitig aneinander und sagten im Takt dazu:
"Bohnenbrei heiß, Bohnenbrei kalt, Bohnenbrei im Topf, neun Tage alt.
Manche mögen's heiß, manche mögen's kalt, manche aus dem Topf, neun Tage alt.
Ich mag ihn heiß, ich mag ihn kalt, ich mag aus dem im Topf, neun Tage alt."
Das war die Wahrheit. Kein Abendessen schmeckte so gut wie der dicke Bohnenbrei, gewürzt mit einem kleinen Stück Pökelfleisch, den Ma auf die Zinnteller kellte, wenn Pa durchgefroren und müde von der Jagd heimgekommen war. Laura mochte ihn heiß, und sie mochte ihn kalt, und er schmeckte immer gut, solange er reichte. Aber er reichte nie wirklich neun Tage. Sie aßen ihn immer vorher auf.
(LIW, Kleines Haus in der Prärie, Kapitel 20: Ein Schrei in der Nacht)

Bei den frühen weißen Siedlern im 17. und 18. Jahrhundert kam Bohnen- oder Erbsenbrei quasi täglich zum Frühstück und Abendbrot auf den Tisch, eine Ernährungsweise, die sie aus ihrer englischen Heimat mit in die neue Welt mitgebracht hatten.
Das Rezept für Bean Porridge, das oben im Bild zu sehen ist, stammt aus dem Buch [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] aus dem Jahr 1884:

Bohnenbrei
Weiche eine Tasse Bohnen über Nacht in kaltem Wasser ein. Setze sie am Morgen in kaltem Wasser zum Kochen auf, fülle [Wasser] nach, das verkocht. Koche sie für etwa drei Stunden, bis die Bohnen teilweise zerfallen sind. Wenn das Wasser zum ersten Mal zu kochen beginnt, füge ein kleines Stück Pökelfleich hinzu (in der Größe Deiner Hand). Würze mit Pfeffer und mehr Salz, falls er durch das Pökelfleisch nicht salzig genug geworden ist.

Andere Rezepte, die ich gesehen habe, sehen auch noch vor, dass der Bohnenbrei zusätzlich angedickt wird, indem eine Paste aus Maismehl und Wasser eingerührt wird. Manchmal wurden die weichgekochten Bohnen auch durch ein Sieb passiert. Die Luxusvarianten enthielten noch Gemüse wie Zwiebeln und Sellerie.
Alles in allem klingt das gar nicht so übel, und ich kann mir gut vorstellen, dass der Bohnenbrei immer besser schmeckt, je öfter er aufgewärmt wird. Das ist ja bei den meisten Eintöpfen der Fall. Allerdings möchte ich sowas nicht unbedingt zum Frühstück oder neun Tage hintereinander und schon gar nicht kalt essen.
Aber damals sah man das offenbar anders. Nicht nur LIW schwärmt in ihrem Buch von Bohnenbrei. In einem [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] fand ich diese begeisterte Schilderung über den Eintopf: Es war ein delikates Mahl. Jeder Vater war an seinem eigenen Tisch dem Anschein nach so glücklich wie ein König bei einem Festbankett im Kreis seiner Edelleute. Oft wurden von den Kindern am Ende der Mahlzeit die folgenden Zeilen gesungen: "Bohnenbrei heiß, Bohnenbrei kalt, am besten ist er neun Tage alt".

Das Klatschspiel, mit dem sich Laura und Mary in Kleines Haus in der Prärie die Zeit vertreiben, ist vermutlich so alt wie der Bohnenbrei selbst. Die älteste gedruckte Version findet sich in einem [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] aus dem Jahr 1791 - hier allerdings mit Erbsenbrei. Und auch heute noch klatschen kleine Kinder im Takt der Hülsenfrüchte in die Hände.

Habt Ihr Lust bekommen, zur Feier des Tages mitzuspielen?



Zu einfach? Dann erhöht doch den Schwierigkeitsgrad wie Laura und Mary im Buch An den Ufern des Pflaumenbachs: [Ma sagte:] "Lasst uns 'Heißer Bohnenbrei' spielen. Mary, Du spielst mit Laura, und Du, Carrie, hältst Deine Hände hoch. Wir können es schneller als Mary und Laura." So spielten sie 'Heißer Bohnenbrei', immer schneller und schneller, bis sie vor Lachen die Reime nicht mehr aufsagen konnten.
(LIW, An den Ufern des Pflaumenbachs, Kapitel 37: Der lange Schneesturm)

Viel Spaß!

Den Vers, den Kinder wohl auch als Abzaehlreim genommen haben koennten, kenne ich nicht.  Habe ich noch nie gehoert, und dabei kenne ich sonst alle gaengigen Reime fuer Kinder.

Aber dafuer kenne ich den Bohnenschmuss.  Gebackene Bohnen.  Es gibt sie heute auch mit scharfen Gewuerzen und in so vielen Varriationen.

Ja, man kann die auch kalt essen.  Aber vielleicht eher nur, wenn man auf einem Picknick ist.  Da kann man sich das kalt aufs Brot schmieren.  Aber warm als Beilage ist mir auch am liebsten.  Macht heutzutage kein Mensch mehr selber.  Sowas kommt aus der Dose.

Ich hatte mal einen mexikanischen Freund in Milwaukee - vor allem in Mexico zaehlen gebackene Bohnen noch heute zum taeglichen Essen - der verliebte sich in eine bestimmte amerikanische Varriante.  Das ist eine suesse Varriante mit Honig.  Ja, die schmeckt auch wirklich praechtig.  Dann zog er wieder nach Puebla in Mexico zurueck, und immer und immer wieder hoerte ich von ihm, wie sehr er diese suessen gebackenen Bohnen bei uns vermisste, mehr als alles andere in den USA.  

Ja, wenn man erstmal auf den Geschmack gekommen ist ...

Meine bessere halbe Seite sagt, sie kenne den Reim. Allerdings mit einem anderen Text, welcher Peas anstelle von Beans beschreibt: "Pease porridge hot, Pease porridge cold ,..."

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Gebackene Bohnen sind aber was anderes als Bohnenbrei - andere Zubereitung (backen vs. kochen) und auch andere Zutaten (sieht man mal von der Basis aus Bohnen und Fleisch ab).
In dem [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] mit dem Rezept für Bohnenbrei gibt es direkt davor eines für gebackene Bohnen. Klingt auch lecker, und ich glaube, wenn man die Würzung etwas modernisiert, kann das Zeug aus der Konserve da nicht mithalten. In dem Rezept wird übrigens Ahornsirup verwendet, es dürfte also auch leicht süßlich schmecken, so wie Dein Freund aus Mexiko es mag.

Und ja, es gibt verschiedene Varianten des Kinderreims. In der alten Druck-Version sind es ja auch Erbsen, und ebenso im Video. Es gibt auch eine [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], in der es um Erbsenpudding geht.
Wahrscheinlich richtete sich das, was die Kinder sangen, danach, was zu Hause bei Muttern im Kessel blubberte. Und so wurde es dann an die nächste Generation weitergegeben.

Ich esse gebackene Bohnen am liebsten mit Speck und leicht suesslich;  ob mit Sirup, Honig oder braunem Zucker ist mir egal. Da habe ich noch nicht die Unterschiede herausgekostet.
Wer mal all diese Koestlichkeiten auf einer Seite sehen will:  einfach nur "Baked Beans" bei Google Bilder eingeben, da sind sie!  Aber am besten nicht dort nachgucken, wenn man gerade Hunger haben sollte.

Bohnen, die nur eine Paste sind, nennt man Refried Beans.  Kann man bei Google Bilder genauso sehen.

Ich weiss nicht, was da gekocht, was gebacken wird, oder was "refried" bedeutet; nur, dass beides gut schmeckt.

[Carrie] passte auf Grace auf, und Grace wollte nirgendwo anders spielen als auf dem Feld, wo Pa war. Grace war fasziniert von Regenwürmern. Jedesmal, wenn Pa die Hacke in das Erdreich stieß, suchte sie nach einem und kicherte, wenn sie sah, wie sich der lange dünne Wurm klein und dick machte, um sich so schnell wie möglich wieder in die Erde zu schieben. "Sogar wenn man ihn in zwei Teile schneidet, macht er das", sagte sie. "Warum, Pa?" "Sie wollen zurück unter die Erde, nehme ich an", sagte Pa.
(LIW, Kleine Stadt in der Prärie, Kapitel 2: Frühling auf der Siedlerstelle)


Heute wird in Deutschland der Tag des Regenwurms begangen, mit an jedem 15. Februar die Bedeutung der Regenwürmer für das Ökosystem ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden soll.
Wer einen Garten hat, weiß natürlich die unterirdischen Helfer zu schätzen. Das war auch schon bei Pa und den anderen Farmern zu UKF-Zeiten so. In einem [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] aus den 1880er Jahren heißt es: Ein anderer Freund des Farmers ist der gemeine Regenwurm. Dieser Wurm lebt davon, Erde, die Pflanzenmaterial enthält, zu fressen, aus der seine Verdauungsorgane Nährstoffe extrahieren; das Substrat, das er dann hervorbringt und ausscheidet ist fein zerteilt. Darwin berechnete, dass an vielen Orten auf jedem Acre [ca. 0,4 Hektar] Boden jährlich mehr als zehn Tonnen Erde ihre Körper durchlaufen und dadurch an die Oberfläche gebracht werden. Auch helfen die Wurmlöcher, die oft fünf bis sechs Fuß [1,50 - 1,80 m] tief sind, den Boden zu entwässern und formen Gänge, durch die die Luft und die Wurzeln der Pflanzen eindringen können.

Eine bemerkenswerte Fähigkeit des Regenwurms hat schon Grace in LIWs Buch erstaunt: Wird ein Regenwurm zerteilt, bewegen sich beide Enden weiter. Sie können sogar einen Teil des Körpers abstoßen, um Fressfeinden zu entkommen. Während die sich auf das sich kringelnde Hinterteil konzentrieren, kann das vordere Wurmende in den Untergrund flüchten. Der abgetrennte Teil wächst nach, sofern er nicht zu groß ist.
Es ist allerdings ein - leider heute noch weit verbreiteter - Irrtum, dass man die Zahl der Regenwürmer in seinem Garten vermehren kann, indem man sie mit dem Spaten halbiert. Bei einem zerteilten Regenwurm überlebt nur das vordere Stück, sofern keine lebenswichtigen Organe verletzt wurden und sich die Wunde nicht infiziert. Aus dem abgetrennten Hinterteil entsteht kein neuer Regenwurm.

Ward Ihr als Kinder eigentlich ebenso begeistert von Regenwürmern wie Grace im Buch?
Ich für meinen Teil habe Regenwürmer so geliebt, dass ich sie sogar immer wieder mit ins Haus genommen habe - sehr zum Missfallen meiner Mama.

Heutzutage sind einige Regenwuermer eine laestige Plage.
Ich rede von den springenden Wuermern - natuerlich wieder mal aus China!
Alles Boese kommt aus China - sonst noch was Neues?

Vor den chinesischen Würmern wurden aber europäische Regenwürmer von den frühen Siedlern eingeschleppt - wahrscheinlich in den Wurzelballen der Obstbäume, die sie mitbrachten bzw. importierten. Toll für Farmer und Gärtner, aber mit üblen Folgen für die Wälder im Norden der USA, wo Regenwürmer seit der letzten Eiszeit ausgestorben waren und sich die Natur solange wurmlos entwickelt hat. Wo sich die Regenwürmer ausbreiten und sich durch das herabgefallene Laub fressen, verschwinden die ursprünglichen Pflanzen am Boden der Wälder und mit ihnen viele Insekten, Amphibien und Vögel...

Hier gab es mal eine interessante Doku darüber im TV. Ich war echt überrascht, als ich die gesehen habe, denn bis dahin hatte ich Regenwürmer immer nur als reine Nützlinge betrachtet und wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass sie der Umwelt auch schaden könnten.

Du weisst also Bescheid!  Sehr gut!
Du darfst mithelfen, die chinesischen Regenwuermer auszusortieren und zu vernichten.
Ueber die normalen Regenwuermer in den Waeldern regt man sich heute schon garnicht mehr auf.

Martha Jane Quiner, Mas Schwester, führte nicht nur Tagebuch, sondern auch ein Notizbuch für ihre Koch- und Backrezepte. Neben handschriftlichen Aufzeichnung enthält das Büchlein auch eingeklebte Ausschnitte aus Zeitungen oder Zeitschriften. (Das ganze erinnert mich an die Küchenkladde meiner Oma, die jetzt bei mir im Bücherschrank steht.)

Ein Ausschnitt, den Martha wohl interessant fand, enthält ein Rezept für die Zubereitung von Kaffee:
Um Kaffee zu machen - gib eine Tassevoll gemahlenen Kaffee in eine Schüssel und füge ein halbes Ei hinzu mit Schale und allem. Mixe es gut durch, gib ein wenig heißes Wasser dazu und rühre es gut zusammen. Füge die nötige Menge heißes Wasser hinzu und lasse es 15 Minuten oder länger kochen.

Ich kenne ja einige Arten, Kaffee zuzubereiten. Als ich ein Kind war, wurde der Kaffee noch türkisch aufgebrüht - frisch gemahlen und in richtig großen Kaffeekannen. Später gab es Filterkaffee und irgendwann kam die erste Kaffeemaschine ins Elternhaus. Ich hatte auch mal eine Espressokanne für den Herd, die den Kaffee in alle Himmelsrichtungen verspritzte, und in Rumänien habe ich gelernt, wie man dort Mokka - mit kaltem Wasser, etwas Kakao und viel Zucker - macht.

Aber Ei im Kaffee? Und dann noch mitsamt der Schale? Das ist echt schräg.
Der Sache musste ich gleich mal auf den Grund gehen: Tatsächlich gibt es weltweit drei Gegenden, in denen Kaffee mit Ei Tradition hat: Vietnam, Schweden und - man höre und staune - die Nordseeküste. Überall wird der Eierkaffee etwas unterschiedlich zubereitet, aber nur in Schweden wird das Ei komplett mit Schale verwendet.

Und wozu soll das nun gut sein?
Das Ei bindet die Bitterstoffe im Kaffee, der Kalk aus der Eierschale mildert die Säure. Kurz: Der Kaffee erhält ein feines, mildes Aroma.
Ich hätte nicht übel Lust, das auch mal auszuprobieren... wenn auch nicht gerade Marthas Rezept, bei dem der Kaffee ewig kochen (!) soll. Aber zuerst müsste ich herausfinden, wie man ein rohes Ei ordentlich halbiert.

Habt Ihr schonmal Kaffee mit Ei getrunken?

Nein. Mach du zuerst, dann sprechen wir uns wieder.

Wir warten lieber bis du probiert hast.

Eben.  Wir haben gerade Eiersalat (absichtlich ohne Schale uebrigens) gemacht.  Dazu trinken wir Kaffee.  Klingt doch irgendwie normaler, oder?

Immer diese Auswuechse!  Muss mit der Froschkultur zusammenhaengen.

Ich nehme lieber die gebackenen Bohnen. Dafür würde ich mein letztes Hemd hergeben.

Und ich meine letzte Hose.

Heute vor 145 Jahren warb die Bank of De Smet mit dieser Zeitungsanzeige um Aufmerksamkeit für ihre Dienstleistungen. Kunden konnten für kleines Geld Schließfächer mieten, erhielten Zinsen auf Spareinlagen und Termingeld und bekamen kostenlos Geldkassetten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wurden Sturm- und Feuerversicherungen der besten Versicherungsunternehmen angeboten, und wer Bedarf hatte, konnte hier die Dienste eines Notars in Anspruch nehmen.

Der Präsident der Bank war John H. Carroll - übrigens der Richter Carroll, der in LIWs Buch Der lange Winter das Stadthaus der Familie Ingalls gemietet und für einen Mietnachlass seinen Schreibtisch zurückgelassen hatte.
John H. Carroll hatte die Bank 1885 gegründet und dafür das Ingalls-Grundstück an der Calumet Avenue gekauft. ([Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] Das Stadthaus der Ingalls wurde danach in den hinteren Teil des Grundstücks versetzt.)

In der Zeitungsanzeige ist das Bankgebäude zu sehen - auch wenn es in der Zeichnung etwas größer erscheint, als es in Wirklichkeit war. Trotzdem war es ein imposantes Gebäude, oder?


Das Gebäude steht heute noch, aber es ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Irgendwann in den 1930er/40er Jahren verschwanden sämtliche Verzierungen: der Erker über der Eingangstür, die Dachbalustrade und der Ziergiebel, auf dem einst stolz der Name John H. Caroll prankte (später durch die Aufschrift Bank of De Smet ersetzt).
Mitte der 1950er Jahre wurden die Fensterscheiben durch Glasbausteine ersetzt und die Front im Erdgeschoss durch eine moderne gradlinige helle Fassade verblendet. Heute sieht man wieder die ursprünglichen Backsteine, doch die Fenster im Obergeschoss sind mittlerweile vernagelt, und statt der einstigen Treppe aus Beton führt eine einfache Holztreppe zur Eingangstür.

Mir schmerzt wirklich das Herz, wenn ich sehe, was aus dem Haus geworden ist.

Aber wenigstens die Eingangstuer sieht wieder so aus wie frueher. Und die ornamentale Fassung ringsum, die bereits weg war, ist wieder da.

Das mit dem Ei oben spricht mich auch nicht so an, aer ich kann mir das gut vorstellen, dass das funktionert.
Ich habe mal zwei Tricks gehört, um bei Filterkaffee die Bitterstoffe etwas abzuschwächen.
Entweder eine Prise Salz oder ein Stück Bitterschokolade mit ins Kaffeepulver geben.
Letzteres ist jetzt bei mir Standard geworden.

Ac,h du Schreck!  Du beziehst dich auf einen Eintrag noch aus Februar.  Ich dachte schon "Come again?"
Warum die Schokolade ins Pulver geben, wenn man sie sich auch im fertigen Kaffee aufloesen lassen kann?!

Um Bitterstoffe im Kaffee entgegenzusetzen, scheint mir aber Bitterschokolade ein bisschen seltsam zu sein, weil meiner Frau vom Arzt verodnet wurde, nur wenig Bitterschokolade zu essen, weil diese Magensaeure produziert.

Heute vor 101 Jahren konnten die Leser des Missouri Ruralist folgenden Artikel von LIW lesen:

Wie in alten Zeiten
von Mrs. A. J. Wilder
Es ist seltsam, wie sehr die Anweisungen, die Farmern im Jahre 1730 im Land der "[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]" gegeben wurden, den Ratschlägen gleichen, die den Farmern heute von Agrar-Lehrern erteilt werden.
"Die Vorbereitung des Saatbeetes ist höchst wichtig", las ich gerade in einer unserer Bauernzeitungen. "Wenn das Pflügen beendet ist, wird das gesamte Feld mit einer eisenbezahnten Egge aufgebrochen. Die Egge sorgt dafür, dass die Erde fein aufgebrochen wird, so dass die Saat darin Wurzeln ausbilden kann. Deshalb sagen die Leute: 'Feines Eggen ist die Vollendung der Arbeit'." Es scheint, als würde ich noch immer aus unserer Bauernzeitung zitieren, doch statt dessen stammt es aus den Kommentaren zu den "Bildern vom Pflügen und Weben", geschrieben vor fast 200 Jahren im Auftrag des Kaisers [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können].
So wie sie in [der Zeitschrift] "Asia" abgebildet wurden, sind diese alten Bilder und die Kommentare zu ihnen sehr interessant und insbesondere ein Muster für gute Farm-Artikel - sie sind sehr deutlich und einfach, doch in so wenigen Worten behandeln sie umfassend den gesamten Arbeitsprozess.
Beachten Sie als ein Beispiel diese Notiz unter dem Bild über das Säen in dem alten chinesischen Buch. "Wenn die Erde vollständig vorbereitet ist, wird das gewässerte Saatgut in einen 10-Quart-Behälter [ca. 9,5 Liter] gegeben. Dieses hängt man über den linken Ellenbogen, während die rechte Hand die Saat herausnimmt und ausstreut. Beim Ausbringen der Saat läuft der Sämann immer vorwärts, bei jeder Handvoll etwa drei Schritte. Für ein [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] Fläche [ca. 0,7 ha] benötigt man etwa 3 Quart Saatgut. Das Wichtigste beim Säen ist Gleichmäßigkeit, damit die Sprösslinge nicht zu dicht und nicht zu weit auseinander wachsen."
Könnten Anweisungen noch vollständiger, kürzer gefasst und einfacher sein? Ein unerfahrener Farmer, der ihnen folgt, kann keinen Fehler machen, obwohl sie mich an ein Kochrezept erinnern, das ich einmal gelesen habe, in dem es hieß: "mixe die Zutaten in einer gelben Schüssel".
Diese Bilder, jedes mit einer Fußnote, die den dargestellten Prozess minutiös beschreibt, umfassen die saisonalen Arbeiten beim Anbau von Reis und der Herstellung von Seide vom Anfang bis zum Ende, und das letzte Bild ist eines vom Erntedankgottesdienst. Die Bildunterschrift lautet: "Wenn die Arbeit im Felde abgeschlossen ist und die unzählbaren Schätze eingesammelt sind, darf die Gunst der Gottheit nicht vergessen werden." Und so wurde vor hunderten Jahren im weit entfernten China nach der Ernte ein Erntedankfest gefeiert, wenn auch nicht mit unseren Riten, so doch mit derselben Dankbarkeit im Herzen.
Ist es nicht seltsam, dass es während all der Jahrhunderte so wenig Veränderungen gegeben hat? Und ist es nicht merkwürdig, dass die Gedanken von so verschiedenen Menschen in fast denselben Bahnen verlaufen?
Doch die Prozesse der Natur laufen überall gleich ab. Sie geben denen vom Reichtum der Erde, die mit Verstand arbeiten, wo immer ihr Heim auch sein mag, und so wie wir arbeiten die chinesischen Bauern schwer im Jahreslauf und danken Gott für die Ernte. Es ist ein angenehmer Gedanke, dass wir, wenn wir die Nationen in unserer Nachbarschaft besser kennenlernen, herausfinden werden, dass die Menschen dort trotz aller Unterschiede ziemlich gute Leute sind - genauso wie die auf unseren Nachbarfarmen.


Der Artikel über die chinesischen Bilder vom Pflügen und Weben, die LIW so begeistert haben, erschien in der Januar-Ausgabe 1922 der Zeitschrift Asia. Falls Ihr mögt, könnt Ihr ihn [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] lesen. Leider ist die Qualität der Abbildungen ziemlich lausig.
Ich wundere mich immer wieder, wie weitgefächert LIWs Interessen waren. Wie kam sie z. B. dazu, die Zeitschrift [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] zu lesen? Im ländlichen Mansfield wird sie wohl kaum im Laden herumgelegen haben. Aber vielleicht hatten LIW und Almanzo ja ein beonderes Interesse an Asien. Immerhin reiste Rose 1922 noch durch Europa und Vorderasien und hat während ihrer Zeit in Übersee mehrere Artikel in der Zeitschrift veröffentlicht. Bezogen die Wilders Asia möglicherweise regelmäßig, um auf dem Laufenden zu bleiben? Oder veranlasste Rose aus der Ferne, dass ihren Eltern interessante Ausgaben zugesendet wurden?

Die Bilder vom Pflügen und Weben sind übrigens viel älter als 1730, sogar mehr als ein halbes Jahrtausend. Der ursprüngliche Schöpfer des Buches war ein hoher Beamter, Lu Shu, der im frühen 12. Jahrhundert lebte. Das Werk bestand aus zwei Teilen. Im ersten geht es um den Anbau von Reis, im zweiten um die Herstellung von Seide. Wohl aus denselben Gründen, die auch LIW so gefallen haben, wurde es zum Standardwerk über Landwirtschaft im alten China. Das Original ist irgendwann verlorengegangen, doch zum Glück wurde es in Laufe der Jahrhunderte immer wieder kopiert, unter anderem auch im Jahr 1730, so dass man sich auch heute noch an den schönen Darstellungen erfreuen kann. [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] könnt Ihr die Ausgabe ansehen, aus der ich die beiden Illustrationen vom Säen und Eggen oben entnommen habe.

Was mir an LIWs Artikel ganz besonders gefallen hat, ist die Botschaft der Offenheit und Toleranz, die sie aus der Betrachtung der Bilder vom Pflügen und Weben ableitet. Es ist so einfach, Menschen aus anderen Ländern oder Kulturkreisen als "die anderen" in einen Topf zu werfen: "die Chinesen", "die Russen", "die Araber", die Amerikaner", "die Deutschen"... Doch sobald man sich darauf einlässt, sie besser kennenzulernen, stellt man fest, dass es neben den Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten gibt, die die Menschen rund um den Erdball verbinden.