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 Das LIW-Sammelsurium (Archiv)

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Lady Rin
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Roberta

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDo Okt 07, 2021 7:02 pm

Und wenn man überlegt, dass Scharlach heutzutage einfach mit Penizillin behandelt werden kann...

Die beiden Kinder sind übrigens Isaac Lafayette Clough, der Sohn von Pas Schwester Lydia Louisa und ihrem ersten Ehemann Robert Clough, und Martha Louisa Quiner, die Tochter von Mas Bruder Henry Odin und Pas Schwester Polly.
Als der Brief geschrieben wurde, war Lafayette fast 3 Jahre alt und Louisa knapp 2.
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Raven

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDi Okt 12, 2021 10:39 pm

Ich finde deine Beiträge auch ganz toll und lese alles mit. nicken Lieben Dank für deine Mühe, Roberta. dankeschön
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Fuchur

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyMi Okt 13, 2021 12:23 pm

Ich oute mich auch als stummer Mitleser Very Happy Wobei ich die englischen Sachen meist auslasse. Da bin ich zu sehr eingerostet und habe nicht die Zeit dazu, das in Ruhe durchzugehen.
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Old Rein
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyMi Okt 13, 2021 3:42 pm

@ Fuchur
Deswegen macht sich Roberta ja die extra Muehe und uebersetzt zusaetzlich diejenigen englischen Artikel, bei denen es von Wichtigkeit ist.  Das laesst sie dann in gruen erscheinen.

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Okt 15, 2021 9:54 pm

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Dieser Tage vor 141 Jahren:

Es regnete stärker, als ich schlafen ging, und da war ein "Tropf, Tropf" auf der Bettdecke über meiner Schulter, wo der Regen durch ein Loch in der Teerpappe kam, mit der das Dach gedeckt war. Wir haben solchen kleinen Unannehmlichkeiten niemals Aufmerksamkeit geschenkt, und so schlief ich fest bis irgendwann in der Nacht. Vermutlich war ich aufgewacht, weil das Tropfgeräusch aufgehört hatte, denn ich bemerkte, dass es aufgehört hatte zu regnen und kälter geworden war. Ich kuschelte mich tiefer unter die Bettdecken und schlief wieder ein. Als ich das nächste Mal aufwachte, war Pa dabei, ein Feuer zu machen, und er sang: "Oh, ich bin so froh wie eine Sonnenblume..."
... Mary, Carrie und Grace blieben den ganzen Tag im Bett, um warm zu bleiben, während Pa, Ma und ich uns um den Ofen scharrten, denn es war furchtbar kalt. Der Wind heulte und jaulte, und man hörte kein anderes Geräusch außer dem Schneesturm. Wenn wir versuchten, durch das Fenster oder aus der Tür zu schauen, konnten wir keinen Zoll weit durch den Sturm sehen, der den ganzen Tag, die ganze Nacht und den folgenden Tag bis in die Nacht hinein andauerte.
... Der Sturm wurde immer "Der Oktober-Schneesturm" genannt. Hunderte Rinder gingen in ihm zugrunde, und einige Menschen erfroren.
(LIW, Pioneer-Girl-Manuskript)



Lauras Beschreibung des Oktober-Schneesturms, der den Beginn des langen Winters 1880/81 markierte, ist erstaunlich präzise.
Die Wetteraufzeichnungen in der unmittelbaren Umgebung von De Smet begannen zwar erst nach dem Winter, aber Beobachtungsposten etwas weiter entfernt im Dakotagebiet und in den angrenzenden Bundesstaaten notierten für die Nacht vom 14. auf den 15. Oktober einen Übergang von starkem Regen in Schneefall, der gut zwei Tage anhielt. Bis zum 18. Oktober traten zudem stürmische Winde mit Geschwindigkeiten von teilweise über 100 km/h auf, die Schneewehen von bis zu 4,5 Metern Höhe auftürmten.

Nach dem Sturm berichteten die Zeitungen von blockierten Eisenbahnstrecken und zerrissenen Telegrafenleitungen. Die Bewohner in den betroffenen Gebieten waren nicht auf einen so frühen und langen Schneesturm vorbereitet. Besonders hart traf es Siedler, die wie die Ingalls-Familie gerade erst mit dem Aufbau ihrer Farmen begonnen hatten. Ihre Hütten waren in der Regel kaum isoliert und boten nur wenig Schutz vor der Kälte.
Vieh, das frei in der Prärie weidete, verirrte sich in dem dichten Schneetreiben und starb schließlich an Unterkühlung oder Erschöpfung. Es gibt auch Berichte von Tieren, die in undichten Ställen verendeten, weil sie vom hereingewehten Schnee buchstäblich begraben wurden.

Der Oktober-Schneesturm von 1880 galt als noch nie dagewesenes Ereignis, und tatsächlich bestätigt auch die moderne Meteorologie, dass im östlichen Süddakota Wetterlagen, die zu einem schweren Schneesturm führen, im Oktober nur sehr selten vorkommen.

Zu den Zeitungsausschnitten oben im Bild: Der obere stammt aus Minnesota und beschreibt die Folgen des Schneesturms. Die Überschrift The Beautiful Snow (Der schöne Schnee) ist übrigens auch der Titel eines sehr interessanten Buches von Cindy Wilson über den Winter 1880/81, das letztes Jahr erschienen ist. Ihre Inspirationsquelle war allerdings eine andere.
Im unteren Artikel aus dem Dakotagebiet geht es darum, dass es für den Oktober-Schneesturm keine Parallelen in der Geschichte der Region gibt.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptySa Okt 16, 2021 1:39 am

Mir ist kalt.

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyMo Okt 18, 2021 10:38 am

Die Lösung dafür hat LIW doch gleich mitgeliefert: Im warmen Bett bleiben. Laughing
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyMo Okt 18, 2021 4:16 pm

Dann koennte ich das hier nicht lesen. Hab' keinen Laptop oder ein Tablet.

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptySo Okt 31, 2021 11:03 pm

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Passend zu Halloween machen wir heute einen Ausflug in die amerikanische Grusel-Hauptstadt Salem in Massachusetts. Das Städtchen in der Nähe von Boston ging in die Geschichte ein, weil dort 1692/93 eine Welle von Hexenprozessen stattfand. Es war die größte Hexenhysterie in der amerikanischen Geschichte, und zwei von LIWs Ururur...urgroßcousinen (oder wie immer man dieses Verwandtschaftsverhältnis auch nennt) waren mittendrin.

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Alles begann, als im Januar 1692 die 9jährige Tochter und die 11jährige Nichte des Pfarrers von Salem Village, einer Art Trabantendorf der Stadt Salem, merkwürdige Anfälle bekamen und sich auch sonst immer absonderlicher verhielten. Der herbeigerufene Arzt fand keine natürliche Erklärung. Seine Diagnose war deshalb, dass die Mädchen verhext sein mussten. Inzwischen zeigten sich die Symptome auch bei anderen Mädchen im Dorf. Nach intensiver Befragung beschuldigten sie schließlich drei Frauen aus dem Ort. Doch dabei sollte es nicht bleiben. In den nächsten Monaten wurden immer mehr Frauen und Männer der Hexerei verdächtigt, nicht nur in Salem Village, sondern bald auch in den umliegenden Dörfern. Praktisch jeder war in Gefahr, von seinen Nachbarn angezeigt oder von einer bereits inhaftierten Hexe im Verhör bezichtigt werden.

Die heimgesuchten Mädchen fungierten dabei als menschliche Hexen-Detektoren, denn im Gegensatz zu allen anderen unbescholtenen Bürgern konnten sie den schwarzen Mann und die Geister sehen, mit deren Hilfe die vermeintlichen Hexen und Hexer ihr Unwesen trieben. Die Mädchen waren deshalb wichtige Zeugen in den Prozessen. In den Verhandlungen sorgten sie immer wieder mit dramatischen Anfällen für Aufsehen, die oft wie aufs Stichwort begannen und aufhörten.

Die Hexenprozesse von Salem endeten im Mai 1693. Während der Hysterie wurden über 200 Frauen, Männer und Kinder als potenzielle Hexen und Hexer verhaftet. Mindestens vier von ihnen starben in der Haft, 19 Verurteilte wurden am Galgen hingerichtet, ein Angeklagter wurde zu Tode gequetscht, weil er sich geweigert hatte, vor Gericht auf schuldig oder unschuldig zu plädieren.

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Unter den verurteilten Hexen, die ihr Leben am Galgen verloren, war auch LIWs Ururur… na, Ihr wisst schon … Martha Allen Carrier aus dem Städtchen Andover, das etwa 25 km nordwestlich von Salem liegt.

Ihre Mutter, Faith Ingalls, war eine Tochter von Edmund Ingalls, der 1628 aus England nach Amerika gekommen war. Edmund war LIWs Urururururururgroßvater.
Mit ihrem Mann Andrew Allen gehörte Faith zu den Gründern von Andover. Hier wurde Martha irgendwann zwischen 1643 und 1650 geboren. 1674 heiratete sie Thomas Carrier und sorgte damit für einen ordentlichen Skandal, denn als Diener (vielleicht sogar Leibeigener) war der Waliser kein standesgemäßer Ehemann. Darüber hinaus war Martha bei ihrer Hochzeit unübersehbar schwanger.

Das Paar kehrte – vermutlich nicht ganz freiwillig – Andover den Rücken und zog für einige Jahre in das 15 km westlich gelegene Dorf Billerica, wo Mathas Schwester Mary mit ihrem Ehemann Roger Toothaker lebte. Ende der 1680er Jahre kam die inzwischen sechsköpfige Familie Carrier praktisch mittellos nach Andover zurück und wohnte abwechselnd bei Marthas Eltern und einigen ihrer Geschwister.
Als 1690 eine Pockenepidemie in Andover ausbrach, gehörten über die Hälfte der 13 Todesopfer zu Marthas Familie, darunter ihre beiden Brüder. Den Carriers wurde vorgeworfen, sie Seuche nach Andover eingeschleppt zu haben. Auch dass Martha nach dem Tod ihrer Brüder einen Teil des Landbesitzes ihres Vaters erbte, erregte Verdacht.

Martha hatte ein Talent dafür, sich Feinde zu machen. Für ihre scharfe Zunge war sie ebenso bekannt wie für ihren starken Gerechtigkeitssinn. Sie kümmerte sich wenig um geltende Konventionen, sondern vertrat offen ihre Meinung und scheute keine Auseinandersetzung mit ihren Nachbarn.
Das sollte ihr 1692 zum Verhängnis werden.

Als sich die Hexenhysterie von Salem aus immer weiter ausbreitete, wurde sie von einem Nachbarn, mit dem sie in Streit geraten war, angezeigt. Er beschuldigte sie, eine seiner Kühe durch Zauberei getötet haben.
Am 28. Mai 1692 wurde Martha unter dem Verdacht der Hexerei verhaftet und nach Salem Village gebracht, drei Tage später fand hier die Anhörung vor dem Ältestenrat statt. An dieser Voruntersuchung nahmen auch einige der heimgesuchten Mädchen teil.
Als Martha den Raum betrat, fielen sie schreiend zu Boden und wanden sich vor Schmerzen. Sie behaupteten, Martha würde sie durch Hexerei mit Stichen und Bissen quälen. Außerdem sahen sie einen schwarzen Mann mit Martha flüstern und 13 Geister aus Andover, die Martha des Mordes bezichtigten – zweifellos eine Anspielung auf die Pockenepidemie zwei Jahre zuvor. Eines der Mädchen behauptete außerdem, Martha wäre ihr im Traum erschienen und hätte gestanden, schon seit 40 Jahren eine Hexe zu sein.
Der Ausbruch der Mädchen endete erst, als Martha an Händen und Füßen gefesselt wurde.
Martha stritt ab, irgendeine der ihr vorgeworfenen Taten begangen zu haben. Ihre protokollierten Antworten waren erstaunlich schlagfertig. Als einer der Ältesten sie nach dem schwarzen Mann fragte, entgegnete sie, der einzige schwarze Mann, den sie im Raum sehen könne, sei der Älteste selbst. Den Mädchen sagte sie unverblümt: Ihr lügt! Mir wird Unrecht getan. Und sie machte auch keinen Hehl daraus, was sie von denen hielt, die den Ausbrüchen der heimgesuchten Mädchen Glauben schenkten:
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Es ist eine Schande, dass Ihr diese Leute beachtet, die nicht bei Verstand sind.

Es kam, wie es kommen musste: Das Ergebnis der Anhörung war, dass genügend Verdachtsmomente vorlagen, um Martha Carrier wegen Hexerei vor Gericht zu stellen. Sie wurde nach Salem gebracht, wo sie im Kerker angekettet auf ihre Verhandlung warten sollte. Für die Unterbringung und Verpflegung während der Haft musste sie übrigens bezahlen, und zwar unabhängig vom Ausgang des Prozesses.

Die Verhandlung vor dem Geschworenengericht fand am 2. August statt.
In der Zwischenzeit waren weitere belastende Aussagen gegen Martha gesammelt worden. Verschiedene Nachbarn und sogar ihr Neffe Allen Toothacker bezeugten vor Gericht, dass Martha ihnen oder ihrem Vieh durch Zauberei Schaden zugefügt hätte. Mehrere geständige Hexen gaben zu Protokoll, Martha wäre auf einem Stock oder Stiel zu einem Hexentreffen nach Salem geflogen. Außerdem könne sich Martha in eine Katze verwandeln. Und überhaupt wäre sie diejenige gewesen, die die gottesfürchtigen Frauen und Männer zur Hexerei verleitet hätte. Sie sei eine höchst schreckliche Hexe und die Königin der Hölle.

Aber für Martha werden wohl die Aussagen ihrer eigenen Kinder am schwersten zu ertragen gewesen sein. Im Juli waren ihre Söhne Richard (18), Andrew (16) und Thomas (10) sowie ihre 7jährige Tochter Sarah ebenfalls verhaftet und verhört worden.
Bei Richard und Andrew ist belegt, dass ihre belastenden Aussagen durch Folter erzwungen wurden. In einem Dokument heißt es, sie wurden an Hals und Füßen gebunden, bis ihnen das Blut aus der Nase lief. Bei dieser Foltermethode fixierte man die Person in zusammengekauerter Haltung. Dann wurden die Fesseln immer weiter zusammengezogen, so dass die Gliedmaßen, der Brustkorb und die inneren Organe schmerzhaft zusammengedrückt wurden. Weil das Blut in dieser Haltung nicht mehr richtig zirkulieren konnte, kam es zu Blutungen aus Nase, Mund und Ohren.
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Martha wurde von den Geschworenen der Hexerei für schuldig befunden und vom Gericht zum Tode durch den Strang verurteilt. Am 19. August 1692 wurde sie auf dem Galgenhügel in Salem zusammen mit drei ebenfalls verurteilten Männern gehängt. Noch unter dem Galgen weigerte sich, ein Geständnis abzulegen.
Nach der Hinrichtung wurden die Leichen zusammen in eine nahegelegene Grube geworfen und notdürftig verscharrt. In einem Augenzeugenbericht heißt es, dass noch Körperteile aus der Erde ragten, die in der folgenden Nacht heimlich von einem mitfühlenden Bewohner Salems bedeckt wurden.

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Wäre Martha über ihren Schatten gesprungen und hätte ein – wenn auch falsches – Geständnis abgelegt, wäre ihr der Galgen wohl erspart geblieben. Geständige Hexen wurden in Salem nicht hingerichtet.

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So erging es auch Marthas Schwester Mary Allen Toothaker.
Ihr Ehemann, Roger Toothaker, war ein Farmer aus Billerica, der nebenbei als Arzt und Heiler tätig war. Er behauptete von sich selbst, dass er Hexen erkennen und bekämpfen könne. Außerdem prahlte er einmal damit, diese Fähigkeiten auch seiner Tochter Martha beigebracht zu haben, die sogar schon einmal eine Hexe durch Magie getötet hätte.
Am 18. Mai 1692 wurde der selbsternannte Hexenjäger selbst als vermeintlicher Hexer verhaftet. Die Anschuldigung kam – wieder einmal – von den heimgesuchten Mädchen aus Salem Village. Nach seiner Anhörung wurde Roger in das Gefängnis von Boston überstellt, um seinen Prozess zu erwarten. Doch dazu kam es nicht mehr. Roger starb am 16. Juni 1692 im Gefängnis. Nach Durchführung einer Leichenschau wurde eine natürliche Todesursache bescheinigt.

Zehn Tage nach Roger Toothaker wurden auch Mary und die 10jährige Tochter Margaret der Hexerei beschuldigt und inhaftiert. Anders als ihre Schwester Martha Carrier legte Mary bei ihrer Anhörung am 30. Juli ein Geständnis ab. Ihr Prozess fand im Januar 1693 statt. Zu diesem Zeitpunkt waren Geistererscheinungen, wie sie von den heimgesuchten Mädchen und anderen immer wieder bezeugt worden waren, nicht mehr als Beweismittel zugelassen. Mary Toothaker wurde freigesprochen. Ihre Tochter Margaret wurde nie vor Gericht gestellt, blieb aber dennoch die ganze Zeit bei ihrer Mutter im Gefängnis.
Nach ihrer Freilassung kehrten beide auf ihre Farm zurück, die allerdings während ihrer Haft bei einem Indianerangriff völlig zerstört worden war.
Zwei Jahre später wurde Billerica erneut von Indianern angegriffen. Mary wurde dabei getötet. Die inzwischen 12jährige Margaret wurde von den Indianern entführt und niemand hat je wieder von ihr gehört.

Martha Toothaker Emerson, die von ihrem Vater Roger den Anti-Hexen-Zauber gelernt hatte, wurde am 22. Juni 1692 verhaftet. Zunächst gestand sie, Magie benutzt zu haben, später widerrief sie dieses Geständnis jedoch wieder und gab an, sie hätte alles nur zugegeben, um ihr Leben zu retten. Ihr Fall wurde im Februar 1693 vom Gericht abgewiesen, und Martha wurde freigelassen.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 05, 2021 11:51 pm

... und wo wir gerade dabei sind:

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Nicht nur LIW steht in Verbindung mit den Hexenprozessen in Salem, sondern auch Reverend Alden.
Sein Stammbaum lässt sich sowohl über die väterliche als auch über die mütterliche Linie bis zu John Alden und Priscilla Mullins zurückverfolgen, die beide 1620 auf der berühmten Mayflower nach Amerika kamen und im Jahr darauf in der Plymouth-Kolonie heirateten.
Hier wurde um das Jahr 1626 John Alden Jr. geboren, der Bruder von Reverend Aldens Urururur(ur)großvater Joseph.

Alden ließ sich in den 1660er Jahren in Boston in der Massachusetts-Kolonie nieder und gelangte als Seemann, Händler und Politiker zu Wohlstand, Einfluß und hohem Ansehen. Seine Schiffsreisen führten ihn zu den Handelsposten entlang der amerikanischen Ostküste bis in das heutige Kanada, wo sich französische Siedler niedergelassen hatten.

Als Frankreich und England im [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] auf gegnerischen Seiten standen, kam es auch in Amerika zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den französischen und britischen Kolonisten und ihren indianischen Verbündeten. Es war der erste der [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] in Amerika.
John Alden Jr. erhielt ein militärisches Kommando, aber seine Aufgaben lagen – neben Nachschublieferungen für die britische Siedlungen im Grenzgebiet – eher im Bereich der Diplomatie und vermutlich auch der Spionage. Aldens Aktivitäten, insbesondere seine Kontakte zu den Franzosen und ihren indianischen Verbündeten, waren nicht unumstritten. Bald stand er in dem Ruf, bei seinen offiziellen Missionen vorrangig eigene Geschäftsinteressen zu verfolgen.

Gegen den inzwischen weit über 60jährigen John Alden Jr. wurde am 28. Mai 1692 Anzeige erstattet, weil er den heimgesuchten Mädchen durch Hexerei Schaden zugefügt haben sollte. Umgehend wurde er vom Ältestenrat nach Salem vorgeladen. Die Anhörung fand drei Tage später statt – wie üblich mit den heimgesuchten Mädchen als Zeugen.
Über die Vorgänge berichtete Alden später selbst:

Diese losen Weiber führten ihren Budenzauber auf, fielen um, schrien und starrten den Leuten ins Gesicht. Die Ratsherren fragten sie mehrmals, wer von all den Leuten im Raum ihnen die Schmerzen zufügte. Eine der Anklägerinnen zeigte immer wieder auf einen Captain Hill, der anwesend war, sagte aber kein Wort. Dieselbe Anklägerin hatte einen Mann hinter sich stehen, der sie stützte. Dieser beugte sich zu ihrem Ohr hinab, und dann rief sie: Alden, Alden würde sie quälen. Einer der Ratsherren fragte sie, ob sie Alden zuvor schon einmal gesehen hätte, und sie antwortete: "Nein". Er fragte sie, woher sie dann wisse, dass es Alden sei, und sie antwortete, dass der Mann es ihr gesagt hätte.

Danach wurden alle angewiesen, hinaus auf die Straße zu gehen, und stellten sich dort im Kreis auf. Dieselbe Anklägerin rief aus: "Da steht Alden, der unverschämte Kerl, der vor den Richtern den Hut aufbehält. Er verkauft Pulver und Blei an die Indianer und Franzosen und liegt bei den Indianerfrauen und hat Kinder mit ihnen." Daraufhin wurde Alden dem Gendarmen übergeben, und ihm wurde sein Schwert abgenommen, weil sie
[die Mädchen] behaupteten, er würde sie damit quälen.
Einige Stunden später wurde er in das Versammlungshaus vor den Ältestenrat gebracht, die von Alden verlangten, vor aller Augen auf einem Stuhl zu stehen.
Die Anklägerinnen riefen, dass Alden sie kneifen würde, obwohl er doch für alle sichtbar ein gutes Stück von ihnen entfernt auf einem Stuhl stand. Einer der Ratsherren befahl dem Gendarmen, Aldens Hände offen zu halten, damit der diese Kreaturen nicht mehr kneifen könne.


John Alden Jr. berichtete auch über seine vergeblichen Versuche, sich zu verteidigen. Er verwies auf die Widersprüche in der Beweisführung gegen ihn, er appellierte an die Vernunft der Ratsherren, brachte sogar theologische Argumente vor und berief sich auf sein Ansehen als gottesfürchtiger Mann.
Es half alles nichts. Alden wurde als vermeintlicher Hexer in das Gefängnis nach Boston gebracht, um seinen Prozess abzuwarten.

Während der fast vier Monate, die er in Haft verbrachte, begannen die Hinrichtungen in Salem. Alden erkannte, dass er keinen fairen Prozess erwarten konnte. Mitte September gelang es ihm, aus dem Gefängnis zu fliehen und unterzutauchen. Manche Quellen geben an, dass er sich bei Verwandten in seiner alten Heimat in der Plymouth-Kolonie versteckte. Andere nennen New York, wohin auch andere Beschuldigte geflohen waren.

Im Dezember 1692 hatte sich die Situation in Salem deutlich entspannt. Die Hinrichtungen hatten aufgehört, und die dramatischen Auftritte der heimgesuchten Mädchen waren in den Prozessen nicht mehr als Beweis zugelassen.
Alden kehrte nach Boston zurück und stellte sich am 31. Dezember freiwillig.
Er blieb bis zu seinem Prozess am 25. April 1693 gegen Zusage einer Kautionszahlung von 200 Pfund auf freiem Fuß. Zum Termin vor dem Kammergericht in Boston erschien niemand, um ihn zu beschuldigen, und so wurde er ohne Gerichtsverhandlung für unschuldig erklärt.

John Alden starb am 14. März 1701 im Alter von 75 Jahren in Boston.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyMo Nov 08, 2021 2:27 pm

Wow wie gruselig.

Mich hat das jetzt besonders interessiert, weil Rebekka dieses Jahr auch in Salem war und von dem Museum berichtete.

Was mir jetzt in den beiden Berichten von Roberta besonders auffiel, war die Zeitgleichheit bei gerade diesen beiden:

Roberta schrieb:
Am 28. Mai 1692 wurde Martha unter dem Verdacht der Hexerei verhaftet und nach Salem Village gebracht, drei Tage später fand hier die Anhörung vor dem Ältestenrat statt.

Roberta schrieb:
Gegen den inzwischen weit über 60jährigen John Alden Jr. wurde am 28. Mai 1692 Anzeige erstattet, weil er den heimgesuchten Mädchen durch Hexerei Schaden zugefügt haben sollte. Umgehend wurde er vom Ältestenrat nach Salem vorgeladen. Die Anhörung fand drei Tage später statt – wie üblich mit den heimgesuchten Mädchen als Zeugen.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDi Nov 09, 2021 1:32 am

Gut beobachtet!

Martha Carrier, John Alden und auch Mary und Margaret Toothaker waren nicht die einzigen, die am 28. Mai in die Mühlen des Gesetzes gerieten. Unter den Gerichtsakten, die die Zeiten überdauert haben, befindet sich eine auf diesen Tag datierte [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können].

Ich vermute, das kam nicht ganz zufällig so. Der Gouverneur der Massachusetts-Kolonie hatte nur einen Tag vor den Verhaftungen die Richter für ein Sondergericht ernannt, vor dem die Hexenprozesse in Salem verhandelt werden sollten.
Am 31. Mai wurden die Anhörungen vor dem Ältestenrat, in denen entschieden wurde, ob ein Beschuldigter vor dem Gericht angeklagt werden sollte, dann im Fließbandverfahren durchgeführt.


Was mich ja brennend interessieren würde: Was hat Rebekka denn von dem Museum erzählt? Hat sie vielleicht auch Fotos gemacht?
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDi Nov 09, 2021 7:50 am

Ich habe Rebekka jetzt nochmal gefragt und muss mich in Teilen korrigieren:
Es gibt in Salem das "Salem Witch Museum", dort waren sie aber nicht.

Rebekka war mit ihrer Freundin im Salemer "Witch Dungeon Museum". (Hexenverlies)

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Dort wurden Protokolle von zwei Gerichtsverhandlungen nachgespielt und es gab eine Nachbildung des Gefängnisses.

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Von den beiden anderen sehr unterbelichteten Bildern hier nur die Links:
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDi Nov 09, 2021 9:29 pm

Das Geschehen auf dem letzten (verlinkten) Foto hab ich erkannt. Da wird [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] unter Steinen zu Tode gepresst, weil er sich geweigert hat, vor Gericht auf schuldig oder unschuldig zu plädieren. Oder wird da vielleicht gerade eine hingerichtete Hexe begraben?
Das hat mich übrigens an der Beschreibung des Begräbnisses von Martha Carrier gewundert. So schlampig verscharrte man seinerzeit eigentlich keine Hexen, sondern man traf Vorkehrungen, damit sie nach ihrem Tod nicht umherspuken und Leute belästigen. Zumindest machte man das in England so, wo ja die kulturellen Wurzeln der Kolonisten lagen.

Beim vorletzten (verlinkten) Bild, das wohl den Kerker darstellt, ist mir besonders das Exit-Schild ins Auge gesprungen. Manchmal können moderne Sicherheitsvorschriften recht zynisch wirken...

Bei dem Foto von der Verhandlung frage ich mich, was der Mann macht, der rechts unterhalb vom Richterstuhl sitzt. Fast sieht es aus, als ob er ein Gerichtsschreiber ist, der auf einer (inzwischen auch nicht mehr) modernen Stenomaschine tippt, aber die gab es ja damals nicht. Und wer sind wohl die Leute hinten rechts? Vielleicht Zeugen? Die Geschworenen können es ja nicht sein, weil Frauen dabei sind.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 19, 2021 4:26 pm

Heute ist [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können], mit dem seit 2001 daran erinnert werden soll, dass viele Menschen noch immer ohne angemessene Sanitäranlagen leben müssen.

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Unter all den Kleinen Häusern, die Pa in den UKF-Büchern für seine Familie baut, ist kein einziges Klohäuschen. Das heißt aber nicht, dass das Thema der echten LIW zu unwichtig oder gar zu peinlich war.
Ab 1910, also lange bevor an die UKF-Bücher auch nur zu denken war, engagierte sich LIW als Mitglied der gerade gegründeten Frauenvereinigung zur Entwicklung Missouris aktiv für den Bau von Toiletten, genauer gesagt von öffentlichen Damentoiletten in den ländlichen Gebieten.

Diese Einrichtungen waren damals mehr als nur ein Ort für das dringende Bedürfnis. Die Bezeichnung rest room – Ruheraum – trifft es auf den Punkt. Frauen galten ja als das schwache Geschlecht. Wenn sie sich schon in die strapaziöse Öffentlichkeit wagten, brauchten sie einen Rückzugsort zum Ausruhen.
Deshalb hatten die Damentoiletten außer dem Sanitärbereich in der Regel noch einen größeren Vorraum mit Sitzgelegenheiten und Tischen. Hier konnten auch Zeitungen oder Schreibutensilien ausliegen und mitunter wurden sogar Getränke gereicht.

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Auf den Fotos aus der Zeit um 1900 sind die Damentoiletten in einem Kaufhaus in Chicago zu sehen.
In den großen Städten hatte man nämlich längst erkannt, dass die Einrichtung solcher Räume weibliche Kundschaft anlockte und gut fürs Geschäft war. Es gab sie nicht nur in Hotels und Kaufhäusern, sondern auch in anderen öffentlichen Gebäuden.

Auf dem Lande sah es dagegen noch ganz anders aus. Der Handel mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten war traditionell Männersache. An den Handelsplätzen in den Kleinstädten gab es zwar Toiletten, allerdings waren die primitiv und oft vernachlässigt. Die Alternative war eine Toilette im Hof eines Restaurants oder Saloons, aber dort sah es in der Regel auch nicht viel besser aus.
Frauen, die Ihre Männer zum Markt begleiteten, durften nicht zimperlich sein. Es waren ja nicht nur die unsauberen Zustände, sondern auch der Mangel an Privatsphäre. Wenn die Frauen nach der unter Umständen langen Anreise über staubige Landstraßen ihre Kleidung oder Frisur richten wollten, mussten sie es quasi vor den Augen fremder Männer tun. Es gab auch keinen Raum, in dem sie ihre Kinder in Ruhe versorgen konnten.

Die Frauenvereinigung zur Entwicklung Missouris versuchte, die Geschäftsleute in den Marktorten zu überzeugen, geeignete Räumlichkeiten für Damentoiletten kostenlos zur Verfügung zu stellen, die zumindest an den Markttagen geöffnet hatten. Die Ausstattung und den Betrieb organisierte dann die Frauenvereinigung.
Das Projekt erwies sich als recht erfolgreich. Bald nach der Gründung der Frauenvereinigung zur Entwicklung Missouris wurden in vielen ländlichen Handelszentren Frauenruheräume eröffnet.

Der untere Zeitungsausschnitt im Bild ganz oben berichtet, dass LIW im Mai 1910 an der Eröffnung eines Frauenruheraums in der Stadt Ava, etwa 25 km von Mansfield entfernt, teilnahm.
Leider gibt es keine Beschreibung der Einrichtung, aber späteren Meldungen zufolge wurden hier auch Veranstaltungen durchgeführt. Der Raum muss also eine gewisse Größe und - hoffentlich - einen gut abgetrennten Sanitärbereich gehabt haben.
Der obere Ausschnitt stammt aus einem Artikel über Hühnerzucht, der um die gleiche Zeit in mehreren Zeitungen erschien und in dem LIW als Expertin zitiert wird. Vorgestellt wird sie als Vizepräsidentin des 16. Bezirks der Frauenvereinigung zur Entwicklung Missouris, die sich aktiv für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Farmersfrauen einsetzt, insbesondere für die Einrichtung von Frauenruheräumen.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 19, 2021 4:53 pm

Shocked Sachen gibts. Über sowas habe ich mir nie Gedanken gemacht. Also wie das früher war.
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Roberta

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 19, 2021 6:54 pm

Apropos Wie es früher war:

Wenn ich mich recht erinnere, kam vor einer halben Ewigkeit im Forum von Dirk und Aussie mal die Frage auf, wie die Frauen zu UKF-Zeiten mit ihren Kleidern und den vielen Lagen von Reif- und Unterröcken die Toilette benutzt haben.
Bei der Recherche für den Beitrag über Damentoiletten bin ich zufällig über ein Video gestolpert, das alle Fragen absolut jugendfrei beantwortet:


Los geht es mit den Krinolinen-Röcken der 1850er/60er Jahre. Soetwas - wenn auch weniger luxuriös - hat Ma bei ihrer Hochzeit mit Pa getragen und auch noch Lauras Tanten beim Tanz in Großvaters Haus. Als nächstes kommen hinten aufgepolsterten Röcke, die Mitte der 1870er Jahre modern waren, als die Ingalls-Familie in Walnut Grove lebte. So ähnlich - vorne flach, hinten weiter - war die Rockform im Grunde auch noch, als Mary die Blindenschule in Iowa besuchte.
Einige der im Video gezeigten Techniken waren auch für die auf dem Lande üblichen Plumpsklos geeignet. Komfortabel war es damals aber nicht gerade.

mickij mag diesen Beitrag

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 19, 2021 7:35 pm

Vor kurzem habe ich mal wieder "Vom Winde verweht" gesehen und hätte ja zu gern Scarletts weiss-grünes Kleid vom Gartenfest mal anprobiert. Über solche Problematiken habe ich mir da keine Gedanken gemacht. Laughing

Ich dachte diese weiten Kleider waren eher was für die reiche Oberschicht und die Ingalls hätten schlichtere Varianten getragen (also so eher wie in der TV-Serie) schäm
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 19, 2021 11:58 pm

Die Kleider der Ingalls-Frauen waren natürlich schlichter als das, was die reiche Scarlet O'Hara trug. Das galt für ihre Sonntagskleider und noch mehr für die Alltags- oder Arbeitskleidung. Andererseits gingen auch die einfachen Frauen so gut es eben ging mit der Mode.

Das war übrigens auch bei der Arbeitskleidung der Fall. Die war aus einfachen Stoffen gefertigt und verfügte auch nicht über unnötigen Schnickschnack, aber die Grundformen und Silhouetten imitierten stets die aktuelle Mode.

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Das sind z. B. Alltagskleider aus den 1860er Jahren, als Ma und Pa jung verheiratet waren. (Die Kleider selbst haben keine Verbindung zur Ingalls-Familie.) Wie man sieht, sind die Röcke der gängigen Mode entsprechend weit geschnitten und wurden mit einem Reifrock darunter getragen.  

Praktisch war das nicht gerade. Zeitungsmeldungen wie die folgende aus dem Jahr 1862 aus Vermont waren deshalb leider keine Seltenheit:

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Letzten Freitag machte Rhoda King aus unserem Dorf ein Feuer in ihrem Ofen. Als sie sich umdrehte, um an einem Tisch in der Nähe zu arbeiten, fingen ihre Röcke Feuer. Weil sie zu dieser Zeit allein im Zimmer war, erlitt sie furchtbare Verbrennungen, bevor ihre Schreie Hilfe brachten. Für ein oder zwei Tage stand ihr Leben auf dem Spiel, aber nun ist sie auf dem Wege der Besserung. Ihre Schwester und eine andere Dame erlitten schwere Verbrennungen an den Händen als sie versuchten, die Flammen zu löschen.

Zum Glück kamen später engere Röcke in Mode, so dass auch die Alltagskleidung nicht mehr ganz so brandgefährlich war.
Dass die Frauen im Hause Ingalls sehr modebewusst waren, erkennt man z. B. im Buch Kleine Stadt in der Prärie. Als Ma die Kleider für Mary näht, sorgt die Frage, ob demnächst Reifröcke wieder in Mode kommen oder nicht, für einige Aufregung. Später tritt das tatsächlich ein, und LIW berichtet, dass Ma einen für Laura kauft und ihr Kleid so geschickt umarbeitet, dass es über den Reifrock passt. Dieses Kleid trug sie täglich in der Schule. Es war also Alltagskleidung.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDi Nov 23, 2021 2:53 am

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Mein eigener Sohn starb... Es ist nicht wahr, was die Leute sagen, dass man es irgendwann vergisst, aber mit der Zeit lernt man, dass Unglück und Verlust ein Teil des Lebens sind.
(Rose Wilder Lane in einem Brief 1944)


Heute vor 112 Jahren wurde Rose in Salt Lake City, Utah, von einem Sohn entbunden. Das Kind kam nach 6 Monaten Schwangerschaft tot zur Welt. Einen Tag später wurde es auf dem Mount Olivet Friedhof beerdigt.
Die Geburt und der Tod des einzigen Kindes von Rose und Gilette Lane war lange Zeit ein Mysterium. Rose selbst erwähnte ihren Sohn nur in ganz wenigen Briefen an Freunde, und das auch nur wage. Die Fakten kamen erst vor einigen Jahren ans Licht, als der [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] gefunden wurde.
Das Kind blieb ohne Namen, und sein Grab in Salt Lake City ist nicht gekennzeichnet.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDi Nov 23, 2021 8:19 am

Ob es da doch eine genetische Komponete gibt?
Und sollte man es eher der damals noch viel höheren Säuglingssterblichkeit zuordnen?
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https://www.histein.de/voegel/
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyMi Nov 24, 2021 2:05 am

Statistisch betrachtet haben Jungen fast überall in der Welt ein höheres Risiko, im Säuglingsalter zu sterben. Die bisherige Erforschung der Ursachen lässt darauf schließen, dass genetische / biologische Faktoren dabei eine Rolle spielen. Oder anders ausgedrückt: Im Säuglingsalter scheinen Jungen allgemein das eher schwache Geschlecht zu sein.

Ob darüber hinaus in der Familie Ingalls etwas vererbt wurde, das vorrangig männliche Nachkommen sterben ließ? Im Netz taucht diese Vermutung immer wieder auf, und man könnte wohl noch hundert Jahre darüber spekulieren, weil es ja nicht mehr nachzuprüfen ist.
Ich selbst bin da skeptisch.

LIWs Bruder Freddy starb mit 10 Monaten an Durchfall. Da denke ich eher an Viren, Bakterien oder verdorbene Lebensmittel als an einen Gendefekt.

LIWs Sohn bekam - sofern ihre Schilderungen in The First Four Years den Tatsachen entsprechen - drei Wochen nach der Geburt plötzlich Krämpfe und starb, bevor der herbeigerufene Arzt eintraf. Hier könnte eine angeborene Erkrankung vorgelegen haben, oder auch ein bei der Geburt erlittener Gehirnschaden oder eine plötzliche Stoffwechselstörung, oder, oder, oder... Man weiß es halt nicht.

Über Roses Sohn ist nichts weiter bekannt, als was auf dem Totenschein steht. Wodurch die Frühgeburt oder der Tod des Kindes ausgelöst wurden, lässt sich angesichts der vielen möglichen Ursachen nicht mehr nachvollziehen. Starb ihr Sohn schon vor oder erst während der Geburt? Wie ging es Rose während der Schwangerschaft? Hatte sie Stress? War sie krank? Nahm sie eventuell Medikamente, die für den Fötus schädlich waren? Fragen über Fragen...

Ja, alle drei gestorbenen Kinder waren männlich, aber mehr Gemeinsamkeiten, von denen man auf erblich bedingte Sterbefälle schließen könnte, sehe ich nicht.
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyDo Nov 25, 2021 9:49 pm

Damals wurde Milch noch nicht gekuehlt aufbewahrt worden.  Aber man wusste zu jener Zeit noch lange nicht, dass das toedlich fuer ein Baby sein konnte.  Meine Schwiegermutter war ein Zwilling.  Es war nicht genug Muttermilch fuer beide Kinder vorhanden.  Der Zwilling bekam Kuhmilch, die aber nicht gekuehlt war.  Pasteurisiert war sie, aber eben nicht gekuehlt aufbewahrt. Der Zwilling starb an der Milch.  Das war 1912.  Erst Jahre spaeter erkannte man im Nachhinein, was man in der Vergangenheit falsch gemacht hatte.

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 26, 2021 2:08 am

Mir kam spontan LIWs Beschreibung des Hotels in Burr Oak in den Sinn, wohin die Ingalls-Familie kurz nach Freddys Tod gezogen war:

Das Hotel war an die Seite eines Hügels gebaut... Ein Nebeneingang führte von der Hügelseite in das Speisezimmer, und die Außentür der Küche lag weiter unten an der Flanke des Hügels. Von hier ging es ein Stück bis zu einer ebenen Fläche hinab, in deren Mitte ein Fischteich lag. Neben dem Pfad gab es eine Quelle mit einem Quellhaus darüber. Die Quelle im Haus war eingefasst, und im Sommer wurden in dem kalten Wasser Milch und Butter aufbewahrt.
(LIW, Pioneer Girl-Manuskript)


Ein Kühlschrank von Mutter Natur. Idea
Aber wer keine Quelle in Reichweite hatte, konnte Lebensmittel allenfalls im Keller kühl stellen - wobei kühl hier ein sehr relativer Begriff ist.

Und stimmt, der Umgang mit Lebensmitteln hat sich doch sehr geändert. Vieles von dem, was bei uns ganz selbstverständlich in den Kühlschrank gepackt wird, stand bei meiner Oma noch ungekühlt in der Speisekammer. Milch war zum Glück nicht dabei.
Was wohl künftige Generationen über uns denken werden?
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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 EmptyFr Nov 26, 2021 8:05 am

Ich kann mich auch bei meiner Oma erinnern, wo vieles nicht in den damals noch sehr kleinen Bauknecht Kuehlschrank 'reinpasste. Kaese stand im Spind, oft bedeckt mit einer Glasglocke.

Als ich aus Deutschland wegzog, staunte ich, dass nirgendwo bei euch Eier kuehl gelagert wurden. Nicht einmal in den Lebensmittelgeschaeften in Berlin bis hin zu KaDeWe! Und das ist erst um die 40 Jahre her. Wann hat sich das ueberhaupt schliesslich geaendert?

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BeitragThema: Re: Das LIW-Sammelsurium (Archiv)   Das LIW-Sammelsurium (Archiv) - Seite 7 Empty

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